30 Zweigvereine
verfügte. Außerdem wird in den Unterlagen
ein „Holzmann’sches Gasthaus“ in Gensungen
erwähnt. Die Firma „Philipp Holzmann“ war
damals aktiv am Bau der Bahnstrecke Kassel –
Wabern – Treysa – Frankfurt/Main beteiligt. Es
ist nicht auszuschließen, dass die Firma Holzmann
zur damaligen Zeit diese Kneipe für ihre
Mitarbeiter betrieben oder sogar gebaut hat,
denn sie liegt ja direkt neben dem Gensunger
Bahnhof.
Während dieser Jahresversammlung hielt
der damalige Vorsitzende des VHG, Karl
Bernhardi, Bibliotheksdirektor in Kassel und
vormals Abgeordneter im Frankfurter Parlament
von 1848 (Paulskirche) und des Kasseler
Ständeparlaments, einen programmatischen
Vortrag zur ältesten Landesgeschichte
u. d. T. „Die Aufgabe des Vereins für Hessische
Geschichte in Beziehung auf die älteste Landesgeschichte“
(MHG 1867, Nr. 2, S. 33–46).
Aus den Mitteilungen geht hervor, dass
die Gäste per Bahn angereist sind, unter Leitung
des Amtmanns Selig die Felsburg besichtigt
wurde und um 11.00 Uhr die Versammlung
im festlich geschmückten Saal des
Holzmann’schen Gasthauses eröffnet wurde.
Nach der Begrüßung durch Dr. Bernhardi erstattete
der Schriftführer des VHG, Dr. Kolbe,
den Jahresbericht. Danach gab der Vorsitzende
einen Überblick über die Einnahmen und
Ausgaben und legte die Jahresrechnung von
1866 vor. Dann hielt Dr. Bernhardi seinen längeren
Vortrag, anschließend wurden verschiedene,
in der Gegend gefundene Altertümer
vorgelegt und Amtmann Selig teilte mit, dass
Anwalt Scheffer eine Geschichte der Felsburg
ausgearbeitet habe.
Dr. Bernhardi ging in seinem Vortrag mehrmals
näher auf die Hundertschaft Gensungen
ein. Zu Beginn seines Vortrags betrachtete er
die örtlichen Grenzen. Er erwähnte, dass die
Ostgrenze mit der Grenze des Hessengaus zusammenfiel,
so dass die Dörfer Weidelbach,
Wickersrode, Reichenbach, Hollstein, Hausen,
Laudenbach und Romrode zu Gensungen,
während die Dörfer Schemmern, Hetzerode,
Wollstein, Hasselbach, Küchen, Uengsterode,
Eperode und Großalmerode zum ehemaligen
Thüringen gehörten. Die Südgrenze der ehemaligen
Hundertschaft Gensungen ging unterhalb
von Pfieffe über den Bach gleichen
Namens und zog sich an der Höhe des linken
Ufers bis an die Fulda, überschritt diese beim
Gut Fahre und setzte dann unterhalb von Harle
über die Schwalm und unterhalb von Niedermöllrich
über die Eder. Die Dörfer Bergheim,
Mörshausen, Adelshausen, Obermelsungen,
Beuern, Helmshausen und Rhünda gehörten
zu Gensungen, während Bischofferode,
Pfieffe,
Landefeld, Eubach, Heina, Malsfeld,
Elfershausen, Hilgershausen und Hesserode
schon in der Hundertschaft Braach lagen.
Des Weiteren ging der Referent auf die Verkehrswege
der Gegend ein, erwähnte, dass
die alte Hauptstraße von Frankfurt kommend
über Kirchhain, Neustadt, Treysa und
Homberg
bei der Fahre die Hundertschaft
Gensungen durchquerte und stellte die Frage,
ob die in Homberg abzweigende Straße
nach Kassel an der Altenburg vorbeiführte,
wo es nachweisbar von 1458 bis 1750 eine
Brücke gab und wo auch eine alte Straße
nach Fritzlar
abbog.
Als Dr. Bernhardi auf die Gerichtsbezirke
und Gerichtsstätten einging, erwähnte er
das Salbuch der Stadt Felsberg, aus dem hervor
geht, dass dem Fürsten oder dessen Stellvertreter
zwar das Recht zustand, im Namen
des Kaisers das Kriminalgericht zu hegen,
dass ihm jedoch jedes Mal und auch nur für
einige Stunden der Gerichtsbann von den
Schöffen zuerkannt werden musste. In der
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