Zweigvereine 27
14. Jahrhundert gilt als größte Krise der jungen
Landgrafschaft Hessen. Dieser jahrelange Konflikt,
ausgetragen von großen Bündnissen, sah
auf der einen Seite die Landgrafen von Hessen
und auf der anderen Seite Ritter, Grafen und
Fürsten. Da ihr Symbol der Stern war, nannten
sie sich die Sterner. Die Hauptleute dieses
Bundes waren die Grafen von Ziegenhain, die
ihr Wappensymbol als gemeinsames Erkennungszeichen
verwendeten. Der Sternerkrieg
durchzog das ganze Ober- und Niederfürstentum
Hessen sowie Gebiete, die damals an die
Landgrafschaft angrenzten und war einer der
letzten Versuche des niederen Adels, sich gegen
die aufstrebenden Fürsten und Städte zu
behaupten. Anhand von Bildern, Karten, Texten
und Dokumenten stellte Herr Dr. Richhardt
Ursache, Verlauf und Auswirkungen des Sternerkrieges
dar.
Am 18. April referierte Herr Prof. Dr. Siegfried
Becker von der Philipps-Universität Marburg
in der Museumsscheune in Gensungen
zum Thema „Pulvermacher – Zur Gewerbetätigkeit
um ein explosives Produkt“. Auch dieser
Vortrag fand viele Zuhörer. Die zerstörerische
Wirkung des Schwarzpulvers führte in
der Neuzeit zu Innovationen im Militärwesen,
im Festungsbau, aber auch in Wirtschaft und
Handwerk. In Verbindung mit dem Eisenguss
für den Geschützbau stellte vor allem die Verbesserung
der Pulverherstellung erhebliche Herausforderungen
an die damit beauftragten Gewerke.
Es lagerten damals enorme Vorräte an
Pulver in den hessischen Festungen, so auch
auf der Felsburg. Aus einem Artillerieverzeichnis
Philips des Großmütigen geht hervor, dass
297 Fässer mit Pulver 1544 auf der Burg lagerten.
Erst 1846 wurde das in der Burgkapelle gelagerte
Pulver in das Zeughaus nach Kassel gebracht.
In seinem Vortrag erläuterte Professor
Becker die schwierigen, oft lebensgefährlichen
Prozesse der Schwarzpulverherstellung. Er erklärte
den Zuhörern auch, welche Grundstoffe
bei der Herstellung benötigt wurden und woher
sie kamen, er ging aber auch auf die für die
Herstellung erlassenen landesherrlichen Verordnungen
ein.
Am 18. Juli lud der Geschichtsverein zu einer
Exkursion und Führung zum Schloss Riede
ein.
Neben dem Schloss, das sich im Privatbesitz befindet,
ist die nach dem Vorbild der Wilhelmshöhe
gestaltete Parkanlage mit zum Teil Jahrhunderte
alten exotischen Bäumen besonders
sehenswert. Bei den umfangreichen Renovierungsarbeiten
wurden 2010 auch die Wasserspiele
wieder in Funktion gebracht. Nochmals
vielen Dank an Herrn Norbert Zimmermann,
dem Vorsitzenden des Vereins zur Förderung
des Schlosses Riede e.V., der uns durch die Anlage
führte. Bei herrlichem Sommerwetter hatten
sehr viele Interessierte den Weg nach Riede
gefunden. Ein Rundbogenportal öffnet den
Weg zum Schlossareal. Gutshof, Verwalterhaus
und Burgscheune, eine kleine Barockkirche und
der ehemalige Klostergarten sind in ihrer historischen
Substanz erhalten. Vielen Dank auch
an Familie Kahl, die diese Anlage vor einigen
Jahren erworben hat. Sie ermöglichte uns nicht
nur die Besichtigung der kompletten Anlage,
sondern wir durften auch einen Blick ins Innere
des Schlosses werfen. Nach der Besichtigung
trafen sich etliche Teilnehmer noch im Brauhaus
in Fritzlar und ließen bei kühlen Getränken
und interessanten Gesprächen den Abend
Revue passieren.
Am 22. August fand der 2. Teil der archäologisch-
historischen Führung durch Gensungen
statt. Unsere Mitglieder Rolf Fröhlich und Kurt
Sänger informierten über wichtige archäologische
Fundplätze und zeigten anhand von Fotos
die Veränderungen im Gensunger Ortsbild während
der letzten hundert Jahre auf. Nochmals
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