Der Leitaufsatz zum Umschlagbild 5
zitiert werden: „Die Emanzipation kam voran
wie eine Schnecke auf Glatteis“.
Siege und Niederlagen
Die erste Frau in einem Bundeskabinett wurde
Elisabeth Schwarzhaupt (CDU) ab November
1961. Als Juristin hätte sie gerne das Justizministerium
übernommen, was mit Bundeskanzler
Adenauer jedoch nicht durchsetzbar war.
So musste sie als Baustelle das neu gegründete
Gesundheitsministerium übernehmen und
plagte sich zehn Tage nach Amtsantritt bereits
mit dem Contergan-Skandal herum. Mit
Annemarie Renger (SPD) wurde 1972 die erste
Frau Bundestagspräsidentin. Als zweite Frau
bekleidete Rita Süßmuth (CDU) ab 1988 dieses
hohe Amt. 1994 setzte sie durch die Erweiterung
des Artikel 3 Abs. 2 GG die Verpflichtung
des Staates, die tatsächliche Durchsetzung der
Gleichberechtigung von Frauen und Männern
zu fördern und auf die Beseitigung bestehender
Nachteile hinzuwirken, durch. 1993 wurde
Heide Simonis (SPD) als erste Frau Ministerpräsidentin
eines Bundeslandes (Schleswig-
Holstein). Aktuell werden zwei Bundesländer
von Frauen regiert, Rheinland-Pfalz von Malu
Dreyer und Mecklenburg-Vorpommern von
Manuela Schwesig, beide SPD. Seit 2005 steht
mit Angela Merkel (CDU) als Bundeskanzlerin
eine Frau an der Spitze der Bundesregierung.
Die SPD, die schon im 19. Jahrhundert Frauen
in der Politik forderte, tat sich schwer, eine
Frau als Parteivorsitzende zu wählen. Im April
2018 wurde Andrea Nahles nach längeren
Diskussionen mit 66,4 Prozent der Stimmen
gewählt. Dazu war die konservativere CDU
deutlich früher bereit. Hier setzt sich Annegret
Kramp-Karrenbauer im Dezember 2018
gegen zwei Männer durch. Als Kandidatinnen
für das Bundespräsidentenamt hatten Frauen
bisher kein Glück.
Heutige Situation politischer Teilhabe
Bisher stieg der Anteil der weiblichen Abgeordneten.
Im aktuellen Bundestag jedoch
ist die Zahl rückläufig. Von 709 Abgeordneten
insgesamt sind 246 Frauen. Das entspricht
30,7 Prozent. Nach wie vor tragen
Frauen die Hauptlast des Haushalts und der
Kindererziehung, was zu einer durchschnittlichen
Arbeitszeit von 60 Stunden pro Woche
führt. Die gleiche Bezahlung für die gleiche
Arbeit ist immer noch nicht erreicht. Forderungen
nach verbindlichen Frauenquoten in
den Aufsichtsräten der Wirtschaft sind bisher
unerfüllt geblieben. Der Frauenanteil in
Leitungspositionen stagniert bei einem Drittel
der Stellen.
Damit liegt Deutschland in der EU auf Platz
26 der Einkommensgleichheit. Fazit: Es bleibt
noch viel zu tun.
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