Zweigvereine 47
Weiten der eurasischen Steppe vorstieß, wurde
klar, dass man einen langen Waffengang
vor sich hatte. Das Deutsche Reich, das mit
seinen rund 60 Millionen Einwohnern auf Lebensmittelimporte
angewiesen war, begann
relativ schnell, Lebensmittel zu rationieren
und die Produktion unter staatliche Verwaltung
zu stellen. Um die Kriegsproduktion am
Laufen zu halten, wurden immer mehr Waren
beschlagnahmt, dazu gehörte Zinnbesteck,
Kupfer, Bronze, aber auch Kork und Fahrradreifen.
Zudem wurde das Essen rationiert und
die Bürger angehalten, Kartoffeln mit Kohlrabi
zu strecken. Je schwieriger die Lage an
der Front wurde, desto mehr spürten auch die
Menschen an der sogenannten Heimatfront die
Aussichtslosigkeit. Felle aller Tiere, menschliche
Haare und Baumwollprodukte wurden
beschlagnahmt, Kohle und Benzin waren nur
noch nach Vorlage eines Bezugscheins erhältlich.
Auch wurden Zivilpersonen als Arbeiter
im Hinterland der Front herangezogen. 1918
war die Situation relativ klar: Deutschland
konnte den Krieg nicht mehr gewinnen, zumal
die USA auf Seiten der deutschen Gegner
in den Krieg eingetreten waren. Dies machte
sich auch in der heimischen Zeitung bemerkbar.
Es erschien ein kritisches Gedicht mit dem
Namen „Rein in’n Schützengraben“ im Kreis-
Anzeiger, in dem Frontsoldaten auf ironischsarkastische
Weise auf ihre Lage aufmerksam
machten. Auch nach Kriegsende war die Situation
lange Zeit noch schlecht, viele Gelnhäuser
hielten sich Ziegen und bauten in kleinen
Gärten Nahrung an, um über die Runden zu
kommen. Durch diesen
hohen Grad der Selbstversorgung
und damit
mögliche Nahrungsmittelversorgung
blieb die
Zahl der Hungertoten
unter der Zivilbevölkerung
in der damals noch
ländlich geprägten Kinzig-
Region sehr gering.
Die 2. Vorsitzende des
Gesamtvereins Ruth Piro-
Klein (Burgwald-
Bottendorf) brachte
einer interessierten Zuhörerschaft
das Leben
und Wirken des letzten
Großherzogs von Hessen-
Darmstadt, Ernst
Ludwig, näher, der sein Amt als 23-Jähriger
antrat und mit 50 Jahren 1918 am Ende der
Monarchie in Deutschland als einer von drei
Fürsten nicht abdankte, sondern abgesetzt
werden musste. Ein Grund für diese Haltung
kann man sicherlich in seinem sozialen und
kulturellen Engagement sehen. Die sozial sehr
engagierte Großherzogin Alice, eine Tochter
der britischen Königin Viktoria, starb bereits
Gemütliches Zusammensein nach dem Vortrag; v.l. Ruth Piro-Klein, Dr. Michael
Lapp, Helga Lapp, Christine Raedler. Der Besuch der 2. Vorsitzenden des VHG
diente auch der Vorbereitung des Tags der hessischen Landesgeschichte
in Gelnhausen am 8. September 2018 (Foto: ZV Gelnhausen)
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