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den Mittelpunkt seiner Aktivitäten nach Berlin
zu verlegen.
Angus Mackenzie Fowler wurde als Sohn
schottischer Eltern in der Grafschaft Essex in
England geboren, studierte zunächst in Oxford,
dann aber vor allem auch auf Anregung seines
Onkels Duncan Mennie,
eines bekannten Germanisten,
1964–1968 und erneut
ab 1972 in Marburg an der
Philipps-Universität Deutsche
Geschichte des Mittelalters
und der Neuzeit. Gleichzeitig
forschte er intensiv im
Hessischen Staatsarchiv zur
mittelalterlichen hessischen
Geschichte, vor allem zur
Grafschaft Ziegenhain, seinem
geplanten Dissertationsthema.
Hieraus erwuchs auch seine
engagierte Beteiligung an
der wichtigen Ausgrabung der mittelalterlichen
Kloster- und Deutschordenskirche Reichenbach
1973–1975, über deren 800-jähriges Jubiläum
er in der MHG 48 und 49 2007/2008 berichtete.
Im Staatsarchiv entdeckte er u. a. das spätmittelalterliche
„Hessenlied“ der Zeit um 1450,
eine frühe Landeshymne.
Seinen historischen Interessen entsprechend,
wurde er bereits zum 1. Januar 1974
über den Zweigverein Marburg Mitglied des
VHG, dem er damit als engagiertes und geachtetes
Mitglied für 43 Jahre angehörte. In
den folgenden Jahren entwickelte sich Angus
Fowler zu einem der besten Kenner der hessischen
Landesgeschichte und hier vor allem
auch der Marburger Stadtgeschichte, lange
Zeit in enger Zusammenarbeit mit dem langjährigen
Marburger ZV-Vorsitzenden und später
Ehrenvorsitzenden Willi Görich (1907–
1991). Durch seine Vorarbeiten war es bald
möglich, für jedes Haus der Altstadt innerhalb
kurzer Zeit Besitzer und Bewohner oft bis zurück
in das 14. Jahrhundert anzugeben. Zu
seinem Hauptwerk wurde dann allerdings im
Auftrag des Magistrats die Transkription der
Marburger städtischen Baurechnungen von
der Mitte des 15. bis zur Mitte
des 16. Jahrhunderts, eine der
vollständigsten Rechnungsserien
dieser Art überhaupt,
die erhalten sind. Leider ist
bislang noch keine gedruckte
Edition möglich geworden.
Eine mögliche Karriere als
Historiker opferte er jedoch
seinem jahrzehntelangen Engagement
für den Denkmalschutz.
Dieses begann in den
frühen 1970er-Jahren, als er
Kontakt zu dem neugegründeten
Förderkreis Alte Kirchen
(FAK) bekam, in dem er sich bald aktiv
für vom Abbruch betroffene oder dem Verfall
preisgegebene alte Kirchen einsetzte.
Daneben galt der Schwerpunkt der Aktivitäten
von Angus Fowler damals der Durchsetzung
des Hessischen Denkmalschutzgesetzes
im Hessischen Landtag, wofür er vor allem
von der FDP Unterstützung bekam und viele
Bürgerinitiativen mobilisieren konnte, so
dass die Landesregierung endlich im September
1974 den Gesetzentwurf im Landtag beschließen
ließ.
1975 folgte das Europäische Jahr des Denkmalschutzes
mit der Gründung eines Verbandes
der Hessischen Bürgerinitiativen, zu deren
Vorstand Angus Fowler gehörte. Er nahm
1978 an der wichtigen Europa Nostra-Tagung
zu Fragen des ländlichen Raumes in Hamburg
teil, wo alle Francis Noel Baker begegneten.
Mit ihm zusammen betrieb man nun
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