Aus Stadt und Land 63
Vor rund 40 Jahren beherrschte das dreiteilige
Fernsehspiel von Fritz Umgelter
nach Sandra Parettis Roman ,,Der Sommer,
der ein Winter war„ die Leserbriefspalten
der HNA. Hatte ein verschwendungssüchtiger
Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel
wirklich seine nordhessischen Soldaten an die
Engländer für den Kampf im Amerikanischen
Unabhängigkeitskrieg (1776 bis 1783) in einem
Soldatenhandel ,,verkauft“?
Oder hatte er die etwa 12000 hessischen
Soldaten für ein Kopfgeld von 30 Talern nur
als Söldner ,,vermietet„, wie das zwischen
Mitte des 17. und Beginn des 19. Jahrhunderts
gängige Praxis war? Man weiß heute, dass es
mehr als 500 solcher,,Subsidienverträge“ in
der zweiten Hälfte der Frühen Neuzeit gab.
Auch in unserer HNA-Serie „Blick zurück“
griffen wir 1976 das Thema des Soldatenhandels
auf. Die Schicksale der wehrpflichtigen
oder auch manchmal brutal zwangsrekrutierten
Soldaten für den Unabhängigkeitskrieg
in Amerika interessierten vor allem Nachfahren,
Militär- und Familienforscher. Im
Staatsarchiv Marburg lief damals bereits das
HETRINA-Projekt, das alle verfügbaren Quellen
und Daten zu den „HEssischen TRuppen
In Amerika“ sammelte, allerdings noch in Papier-
und Listenform. Inzwischen sind alle
sechs dabei entstandenen HETRINA-Bände
eingescannt mit 86 000 Datensätzen zu rund
30 000 Personen. Jeder fortlaufend nummerierte
Datensatz umfasst Vornamen und Namen,
soweit möglich Geburtsjahr,
Herkunftsort, Dienstgrad
und Einheit der Soldaten, darunter
auch 640 Männer des
3. Waldeckischen Soldregimentes.
Soldatenschicksale
Es gibt dazu Zeitleisten und
Karten, mit deren Hilfe man
Soldatenschicksale und Einheiten
bestimmten militärischen
Ereignissen zuordnen kann.
Auf diese Daten vermag nun jedermann, der
in Amerika eingesetzte Soldaten aus seinem
Ort oder seiner Familie sucht, im Internet zuzugreifen.
Stichprobe Viermünden: Etwa 30 Männer
aus dem Dorf waren im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg
eingesetzt. Besonders viele
Datensätze gibt es beispielsweise zu Friedrich
Ferdinand Murhard, geboren ca. 1760. Er
diente im Regiment von Donop, wo er 1782
vom Fähnrich zum Secondelieutenant befördert
wurde.
Die jüngsten Ortschroniken von Orke und
Ellershausen aus dem Jubiläumsjahr 2016
konnten auf dieses Recherche-Angebot zurückgreifen
und danach weiter forschen.
So wird zum Beispiel von dem gemeinen
Vermietete hessische Söldner
Daten der in Amerika eingesetzten Soldaten sind jetzt öffentlich im Internet abrufbar
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