50 Zweigvereine
9 v. Chr. von Mainz über Hedemünden bis zur
Elbe Durchmarsch- und Kampfgebiet für römische
Legionen. Wenige Jahre nach der Varus-
Schlacht 9 n. Chr. führte Drusus‘ Sohn Germanicus
bzw. seine Legaten in den Jahren 15 und
16 n. Chr. zehntausende Legionäre ins Chattenland.
Tacitus berichtet in seinen „Annalen“,
dass im Zuge dieser Rachefeldzüge die Eder/
adrana überschritten und das chattische Siedlungs-
und Kultzentrum mattium zerstört wurde.
In Anlehnung an die Ausstellung „Leben und
Sterben im Dreißigjährigen Krieg“ im Schloss
Wilhelmsburg in Schmalkalden (10.12.2013–
10.12.2014) zeichnete Dr. Kai Lehmann
(Schmalkalden) ein farbiges Bild der Lebensbedingungen
der Menschen im ausgehenden Reformationszeitalter.
Wie feierten sie, wie heirateten
sie, welche Regeln hatten sie zu beachten?
Und wie erlebten die Menschen den Dreißigjährigen
Krieg als eine der größten Katastrophen
der Frühen Neuzeit? Der Referent räumte dabei
mit bestehenden Klischees auf, indem er aufzeigte,
dass die Menschen im 16. und 17. Jahrhundert
keine tumben Bauern oder Handwerker
waren, die in Armut, Not und Hunger lebten,
sondern in einer wirtschaftlich guten, modern
anmutenden Gesellschaft. Aber der große Krieg
sollte alles verändern.
Am 13. September nahm der ZV Melsungen
am Tag der hessischen Landesgeschichte in
Fritzlar teil.
Im Rahmen eines Kolloquiums zum Ersten
Weltkrieg beschäftigte sich Volker Wiegand
(Melsungen) am 20. September mit der Frage,
welche Ursachen zum Krieg führten. Dabei
nahm er besonders das Jahrzehnt vor Kriegsausbruch
(1904–1914) in den Fokus. Der Vortrag
zeichnete die Sicht der Entscheidungsträger
nach, die u. a. zu einem polarisierten
Bündnissystem in Europa führten und die
Randzone Balkan zum Schauplatz der schließlich
fatalen Krise werden ließen.
Am 30. Oktober sprach Dr. Dirk Richhardt
(Homberg/Efze) über Bonifatius und die Probleme
der Christianisierung in Germanien. Die
Christianisierung Deutschlands durch Bonifatius
stellt sich wie eine durchgehende Erfolgsstory
dar. Dies wird vor allem durch die vielen
Sagen und Legenden, aber auch durch die gezielte
positive Berichterstattung gefördert. Aber
wer war dieser Bonifatius wirklich, warum kam
er nach Deutschland, was fand er vor und auf
welche Schwierigkeiten stieß er hier vor Ort?
Die Quellenlage ist im Vergleich zu anderen
Missionaren gut, aber die Quellen müssen auch
einmal gegen den Strich gelesen werden. Unter
Einbeziehung allgemeingeschichtlicher, kirchen-
und kunsthistorischer Aspekte warf der
Vortrag ein neues Licht auf die Person des Bonifatius
und den Vorgang der Christianisierung
Germaniens.
In der letzten Veranstaltung des Jahres beschäftigte
sich Michael Frede (Melsungen) mit
den evangelischen Kirchenbauten und deren
Ausstattung. An ausgewählten Beispielen aus
Kurhessen-Waldeck zeigte er, dass die Entwicklung
des Kirchenbaus in der Evangelischen Kirche
nicht einheitlich verlief. In den ehemals
vier Konsistorien folgten Bau und Ausstattung
der Kirchen speziellen liturgischen Vorstellungen.
Vorbild war der protestantische Predigtraum.
Anhand von Beispielen wurden die Besonderheiten
und Unterschiede der räumlichen
Ausprägungen sowie der liturgischen Traditionen
dargestellt. In einem kurzen Blick auf
die Bauverwaltung wurde auf die Einflussnahme
auf die bauliche Entwicklung des heutigen
Kirchengebiets eingegangen. Am Schluss stand
ein Blick auf die aktuelle Situation des Kirchenbaus
in der Evangelischen Landeskirche von
Kurhessen-Waldeck.
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