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Bildprogramm und die Wappen in der Elisabethkirche,
wird voraussichtlich unvollendet
bleiben.
Frau Dr. Lemberg besaß ein feines Gespür für
die Relevanz historischer Themen. Ihre Publikationen,
in denen sie stadt- und regionalgeschichtliche,
kunst- und kulturgeschichtliche
Aspekte geschickt miteinander verknüpfte,
fanden bei einem breiteren, historisch interessierten
Lesepublikum dankbare Aufnahme
und überaus positive Resonanz. Als sie 1993
als Wissenschaftliches Mitglied in die Historische
Kommission für Hessen aufgenommen
wurde, hatte Margret Lemberg bereits einige
landeskundliche Bildbände veröffentlicht.
Wenn man sich vor Augen führt, dass die Kooptation
in die Historische Kommission nicht
nur als Ehrung zu verstehen ist, sondern dass
damit immer auch die Erwartung einhergeht,
dass die oder der Neue auch weiterhin maßgebliche
Beiträge zur hessischen Landesgeschichte
beisteuert, dann hat Frau Lemberg
ihre Aufnahme überreich vergolten.
Dieselbe Akribie und Leidenschaft, die Frau
Dr. Lemberg beim Sichten und Sammeln historischer
Dokumente – fast täglich brütete sie
über den Akten im Staatsarchiv – und beim
Schreiben ihrer Bücher an den Tag legte, zeichnete
auch ihre Aktivitäten im Geschichtsverein
aus. Neben dem bereits angesprochenen
Engagement als Vereinsvertreterin im Denkmalbeirat
sind hier vor allem ihre zahlreichen
Vorträge, Führungen und Exkursionen zu erwähnen.
In fast jedem Winterhalbjahr präsentierte
sie im vollbesetzten Landgrafensaal des
Staatsarchivs ihre neuesten lokal- und landeshistorischen
Forschungsergebnisse. Wenn
Margret Lemberg sprach, dann strömten die
Massen. Auch ihre Denkmalführungen in
Marburg und ihre Exkursionen zu bekannten
und weniger bekannten historischen Stätten
in der näheren und weiteren Umgebung erfreuten
sich stets großer Beliebtheit. Am 8.
Mai 2015 hätte sie die katholischen Dörfer um
Marburg aufsuchen wollen. Und wenn sie einmal
nicht auf dem Podium stand oder eine Exkursionsgruppe
führte, dann rührte sie fleißig
die Werbetrommel, hörte interessiert zu, lobte
und kritisierte, wenn ihr dies erforderlich
erschien. Auch im Beirat des Geschichtsvereins
hatte ihr Wort Gewicht, gab sie wertvolle
Tipps und Anregungen zur Programmgestaltung.
Die Bilanz ist beeindruckend, zumal
wenn man bedenkt, dass das bislang Gesagte
nur Ausschnitte aus dem vielfältigen kulturellen
und historischen Engagement von
Margret Lemberg erfasst, nur dasjenige, was
der Verfasser aus eigener Anschauung und
in persönlichen Gesprächen im Staatsarchiv,
in der Historischen Kommission und bei Geschichtsvereinsveranstaltungen
erfahren hat,
mithin darlegen und beurteilen kann. Daneben
konzipierte Frau Lemberg bemerkenswerte
und viel beachtete Ausstellungen, vor allem
in der Universitätsbibliothek Marburg, sie
veröffentlichte Stadtschriften, engagierte sich
als Beirats- und Redaktionsmitglied in der
Gesellschaft für Kultur- und Denkmalpflege –
Hessischer Heimatbund, war eine gefragte Interviewpartnerin
für Presseleute und Fernsehteams,
wenn es um stadthistorische Themen
ging, und, und, und. Wer sich in diesem Maße
engagiert, erlebt zwangsläufig auch Unerfreuliches.
Gemurre, Eifersüchteleien, Zank und
Streit – all dies war ihr ein Gräuel. Stets auf
Ausgleich und Verständigung bedacht, setzte
sie sich immer wieder vermittelnd ein und
suchte zu schlichten. Margret Lemberg hinterlässt
eine schmerzliche Lücke. Ihre landeshistorische
Kompetenz und ihr rheinisches Temperament
werden uns sehr fehlen.
Karl Murk
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