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Vortragstätigkeit, die immer einen breiteren
Interessentenkreis im Blick hatte, durch Führungen
und Exkursionen sensibilisierte sie für
Vergangenes, Vergessenes, Verdrängtes oder
vom Verschwinden Bedrohtes. In diesem Zusammenhang
möchte ich
an ihre langjährige Tätigkeit
im Denkmalbeirat der
Stadt Marburg erinnern,
in dem sie als Vertreterin
des Geschichtsvereins tatkräftig
und mit viel Herzblut
für den Erhalt historischer
Bausubstanz eintrat.
Erst vor wenigen Wochen
hat sie sich aus diesem Gremium
zurückgezogen. Ihren
Überredungskünsten
und ihrem Organisationsgeschick
hat Marburg nicht
nur die Barockstatuen der fünf Tugenden
auf dem ehemaligen Deutschordensgelände
zu verdanken, durch die das Umfeld der
Elisabethkirche
eindrucksvoll aufgewertet
wurde und für deren Rückholung von einer
mittelhessischen Kuhweide sie sogar einen eigenen
Verein gründete.
Margret Lemberg wurde am 12. Juni 1935
im westfälischen Coesfeld geboren. Nach dem
Abitur 1956 studierte sie an den Universitäten
Köln und Bonn die Fächer Deutsch, Geschichte
und Kunstgeschichte. Sie legte das Staatsexamen
für die Fächer Deutsch und Geschichte
ab und arbeitete von 1960 bis 1995 als
Lehrerin – zunächst in Köln, ab 1981 in Marburg,
wo ihr 2009 verstorbener Ehemann Professor
Hans Lemberg den Lehrstuhl für Osteuropäische
Geschichte innehatte.
Tiefe Einblicke in die Marburger Lokalund
die hessische Landesgeschichte erhielt
Frau Lemberg ab 1989 in ihrer Funktion als
Archivpädagogin am Hessischen Staatsarchiv
Marburg. Von ihrem schon damals hohen
persönlichen Engagement zeugen zahlreiche
Dokumentenmappen für den Unterrichtsgebrauch,
die einen thematischen Bogen von der
mittelalterlichen Grundherrschaft
bis in die Zeit
des Nationalsozialismus
schlagen und noch heute
in digitaler Form rege von
Schülerinnen und Schülern
genutzt werden.
Aus ihrer Arbeit im
Staatsarchiv erwuchsen
nach und nach historische
Publikationen
– zahllose
Zeitschriftenaufsätze
und – allein in der Veröffentlichungsreihe
der Historischen
Kommission für
Hessen, zuletzt beinahe im Jahrestakt – neun
umfangreiche Monographien u. a. über adlige
Frauen, über Universitätsgeschichte, über
die Grablegen des hessischen Fürstenhauses,
über die Flügelaltäre von Ludwig Juppe
und Johann von der Leyten sowie über den
Schrein in der Elisabethkirche.
Insbesondere
die zuletzt genannten Werke erhellen ein
persönliches Motiv der Autorin Margret Lemberg:
das Bedürfnis, den außerordentlich hohen
kulturellen Wert der Elisabethkirche
und
die Geschichte der darin enthaltenen Kunstobjekte
in ihren vielfältigen historischen Bezugsfeldern
allgemein verständlich darzustellen
und nachvollziehbar zu vermitteln. In den
vergangenen Jahren hat sie sich auch intensiv
mit der Marburger Universitätskirche beschäftigt:
Die einschlägige Publikation steht
kurz vor der Fertigstellung und muss nun leider
posthum erscheinen. Ihr jüngstes Buchprojekt,
eine eingehende Studie über das
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