Aus der Arbeit des VHG 31
Der Vorstand des Zweigvereins
Mitgliederzahl 01.01.2014: 23
Aus dem Jahresbericht 2013
Die Vortragsreihe des Zweigvereins Gelnhausen
im Winter 2013/2014 begann anlässlich
des 75. Jahrestages der Reichspogromnacht mit
einem Vortrag über den „9. November 1938 in
unserer Region“. Historikerin und Vorstandsmitglied
des Zweigvereins Gelnhausen, Christine
Raedler M. A., referierte über dieses Thema.
Nachdem Raedler das Datum in einen Gesamtkontext
der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts
gestellt hatte, warf sie einen Blick auf
die Situation im Kinzigtal. Dank den Initiativen
verschiedener Regionalgeschichtsforscher
gibt es mittlerweile in vielen Orten des Kinzigtals
Abhandlungen darüber, was an diesem
Tag dort geschah. Exemplarisch verdeutlichte
sie anhand von Archivmaterial, Zeitzeugeninterviews
und historischen Fotos aus Hanau,
Langenselbold, Gelnhausen, Bad Orb und
Schlüchtern das Ausmaß der Verfolgung und
die Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung. Zu
sehen waren abgebrannte und geplünderte Synagogen,
eingeschlagene Schaufenster jüdischer
Geschäfte und der Abtransport jüdischer
Bürger in Konzentrationslager. Darüber zeigte
Christine Raedler propagandistische Zeitungsartikel
aus der „Kinzigwacht“, dem einzig als
Tageszeitung in Gelnhausen verblieben NSDAP-
Propagandablatt.
Ihre Forschungsergebnisse verdeutlichen,
dass bereits Jahre vor aber besonders im Sommer
1938 die jüdische Bevölkerung verstärkt
gewaltsamen Übergriffen ausgesetzt war. Sie
nannte dafür den Ausdruck „Radau-Antisemitismus“
des jüdischen
Zeitzeugen Richard Scheuer
aus Gelnhausen, dessen
Höhepunkt mit den
November-Pogromen erreicht
war. In der „Hochburg
des Radau-Antisemitismus
Gelnhausen“
(Scheuer) selbst wurde am
9. November die Synagoge
nicht zerstört, da bereits
Ende Oktober der letzte
jüdische Bürger die Stadt
verlassen hatte und die
„Kinzigwacht“ vermelden
konnte: „Gelnhausen endliche
judenfrei“. Wen hätte
man also noch terrorisieren können?
Der Themenschwerpunkt richtete den Blick
auf eine Kulturlandschaft besonderer Art. „Der
Spessart“ beschäftigte den kleinsten Zweigverein
des VHG, zu dem der Zweigverein Gelnhausen
geographisch, historisch und kulturgeschichtlich
gehört. Zu diesem Anlass hatte
Zweigverein Gelnhausen
Von links: 1. Vorsitzender Michael Lapp, 2. Vorsitzende und Schatzmeisterin
Christine Raedler, Beisitzer Gerhard Blumenröder (Mitgliederversammlung
2014). Foto: Gelnhäuser Tageblatt
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