verschiedene Aspekte des Alltagslebens in der Vergangenheit gestaltet und verwaltet wurden. Dies ist inzwischen für weite Bereiche der Stadtverwaltung ab 1945, teilweise auch früher möglich. Die Überlieferung der Stadtverordnetenversammlung setzt z. B. 1925 mit den sogenannten Steno­grafischen Protokollen ein, eine Quelle, in der man die Reden und Diskussionen (mitsamt den spannenden Zwischenrufen) im Wortlaut nachlesen kann. Die Über­lieferung der verschiedenen Ämter bietet dagegen Einblicke in verschiedenste Fragestellungen. Bis weit ins 19. Jahr­hundert hinein reicht beispielsweise die Über­lieferung des Ord­nungs­amtes, ein Amt, bei dem man zunächst einmal lang­weilige Routineaufgaben vermutet. Gerade dieser Bestand bietet heute jedoch viele Einblicke in das Alltagsleben: Enthalten sind hier beispielweise die Gesuche um Schankkonzessionen mitsamt den damals einzureichenden Gebäudeplänen – eine Quelle, die gerade aufgrund des Flächenbrands 1943 und der ansonsten verloren gegangenen Informationen über die alte Bebauung besonders wertvoll ist. Aber auch zahlreiche andere Fragestellungen – Welche Gewerbebetriebe gab es im ausgehenden 19. Jahrhundert in Kassel? Wann und wo gab es in den 1930er und 1940er Jahren Zirkusvorstellungen? – lassen sich anhand dieses Bestandes recherchieren. In ähnlicher Weise lassen sich anhand des Bestands des Kulturamtes die Entwicklung der Kulturpolitik, anhand des Bestands des So­zialamts der Umgang mit Armut, anhand des Jugendamts die Fürsorge für Jugendliche nachvollziehen. Denn Ziel des Stadtarchivs ist es, durch die Übernahme amtlicher Unterlagen möglichst alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens in Kassel abzubilden.
Neben den Samm­lungen und den be­hördlichen Beständen werden im Stadtarchiv aber auch Nachlässe von Privatpersonen und Bestände von nichtstädtischen Institutionen wie Vereinen und Stiftungen aufbewahrt. Dies soll die gewissermaßen amtliche Perspektive der städtischen Überlieferung ergänzen und die Beantwortung weiterer Fragestellungen möglich machen. Zu erwähnen sind nicht zuletzt auch die Bildbestände des Stadtarchivs. Das Stadtarchiv verwahrt unter anderem ca. 165.000 Fotos. Erschlossen und digitalisiert sind bereits knapp 11.000 Bilder der topografischen Sammlung, in der v. a. die Aufnahmen der Gebäude und

 

Erklärung Scheidemanns zur Annahme der Ober­bür­ger­meister-Wahl 1919, Stadtarchiv Kassel, Best. S 1 Nr. 605

vorherige Seite  -  zurück  -  nächste Seite
 
 
vorherige Seite  -  zurück  -  nächste Seite