Nach 20 Jahren trat Dr. Hans-Jürgen Kahlfuß zum 30. April 2005 vom Amt des Vorsitzenden zurück
Mit seiner Wahl zum Vorsitzenden des VHG auf der Hauptausschusssitzung in Kassel trat Hans-Jürgen Kahlfuß (ZV Kassel) 1985 die Nachfolge des im gleichen Jahr viel zu früh verstorbenen Vorsitzenden Dr. Hans-Enno Korn (ZV Marburg) an.
Seine ersten Maßnahmen im Amt des Vorsitzenden galten der vereinseigenen wissenschaftlichen Zeitschrift (ZHG). Diese wieder regelmäßig jährlich erscheinen zu lassen, nachdem sie in den Jahren von 1976 bis 1985 jeweils im Zeitraum von 2 Jahren erschienen war, fand seine besondere Aufmerksamkeit. Ihm galt der VHG immer - wie er zu sagen pflegt - „als wissenschaftlicher Verein für Jederman" und entsprechend sollte sich der Verein in seinen Publikationen auch nach außen darstellen. So hat er in den Jahren seines Vorsitzes die vereinseigene Reihe „Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde" um 25 Bände erweitert. Zu diesen zählen nicht nur herausragende Dissertationen - auch eine Habilitationsschrift ist dabei - sondern einige Werke, die ein am Markt orientierter Verlag wohl nicht in sein Programm aufnehmen würde, weil er sich davon zu wenig Profit versprechen müsste. Seien es frühe Kirchenbücher aus Kassel oder Papiermarken der Landgrafschaft HessenKassel, beide nützlich, aber schwer verkäuflich. Werke wie z. B. zur Philosophie an der Universität Marburg oder zum kurhessischen Verfassungskonflikt bzw. zur kurhessischen Verfassungsgeschichte oder zu Stadt und Bürgertum in Kurhessen oder zum Liberalismus in Kurhessen oder zu Dienstherrschaft und Gesinde in Kurhessen sind mit Preisen ausgezeichnete Dissertationen bzw. Arbeiten, die Themen, die zum originären „Arbeitsgebiet" des VHG gehören, behandeln. Aber auch Arbeiten zur Geschichte nordhessischer Dörfer und Städte wie z. B. Eschwege, Rotenburg und Ronshausen. Daneben finden sich
Arbeiten zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte wie z. B. zur Wirtschafts- und Sozialstruktur ländlicher Siedlungen in Nordhessen, Hausbau- und Bauverordnungen in HessenKassel, Bergbau im Richelsdorfer Gebirge, die Kaliindustrie im Werratal. Zur Kirchengeschichte sind die Arbeiten zur Verwendung des Kleinen Kirchengutes bzw. die zu Kirchenzucht und Alltagsleben zu nennen. Auch biographische Skizzen zu Personen wie Ferdinand Justi, Karl Murhard oder Gustav Könnecke gehören in diese Reihe.
Seine Tätigkeit in der wissenschaftlichen Kommission hat er genutzt, um den wissenschaftlichen Sachverstand durch Vertreter verschiedener Disziplinen für den VHG zu aktivieren. Hier fielen Entscheidungen, bezüglich der Vergabe des „Wissenschaftspreises des VHG" bzw. des „Georg-LandauPreises" - wie er neuerdings heißt. Auch die Neugestaltung der ZHG, wie sie seit dem Band 105 (2000) erscheint, ist hier mit ihm diskutiert und entschieden worden.
Das Jubiläumsjahr zum 500. Geburtstag von Landgraf Philipp von Hessen wird man als das herausragendste Jahr seiner Amtszeit bezeichnen dürfen. Sein großes Engagement im Umfeld des Gedenkjahres wurde mit der zentralen Veranstaltung in der Kasseler Martinskirche mit einer ansprechenden Veranstaltung gewürdigt. Dass sich der VHG zusammen mit vielen Zweigvereinen derart öffentlichkeitswirksam dargestellt hat, ist in der Hauptsache auf seinen Vorsitzenden Kahlfuß zurückzuführen.
Großes Anliegen waren ihm die Berichte aus dem Vereinsleben. Diese - vor allem aus dem 19. Jahrhundert - sind für die Vereinsgeschichte von nicht zu unterschätzendem Wert. Um sie wieder einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, ließ er Nachdrucke der „Periodischen Blätter" der Jahrgänge 1845-1861 und der „Mitteilungen"