sich hierbei um einen Umbau handeln, da die querrechteckige Grundform und das regelmäßige Quadermauerwerk im unteren Teil der Südfassade auf eine Errichtung während des Hochmittelalters schließen lassen. Mit einer Mauerstärke an der Ostwand von 2,4 Meter ist der Turm überdurchschnittlich stark angelegt. Dies bedeutet für Retterode die Möglichkeit eines hochmittelalterlichen Wohnturmes, der später um 1300 in einen Kirchturm umgewandelt wurde. Unterhalb des Kirchhofs befindet sich der alte Gutsbereich, der bis in das frühe 20. Jahrhundert als ausgeprägter Komplex erhalten geblieben war, durch ein Feuer aber schließlich zerstört und in seiner heutigen Form nur noch schwer wieder zu erkennen ist.
Abschließend zur Frage, wie die Herren von Retterode von den von Meisenbug abgelöst wurden. 1289 und 1294 wird ein Conradus de Retrode erwähnt, 1289, 1294, 1304, 1321, 1322, 1324, 1330, 1341, 1352 und 1368 ein Henricus de Retrode. Letzterer wird 1330 und 1352 zusammen mit einem Henricus Beyger genannt. Dieser Henricus Beyger war Burgmann zu Immenhausen, einer ebenfalls hessischen Stadtgründung. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei jenem Heinrich von Retterode um Vater und Sohn handelte, wenn man davon ausgeht, dass Heinrich 1289 mindestens zwanzig Jahre alt war. 1362 wird von einem verstorbenen Heinrich von Retterode gesprochen, so dass dessen Tod um 1330 erfolgt sein wird und die Nennungen ab 1330 sich auf seinen Sohn Heinrich beziehen. Dieser Henricus de Retrode hatte einen Sohn namens Hans und eine Tochter namens Gude, die vermutlich mit Henricus de Beyger vermählt war. Denn 1376 wird Henricus Beyger erwähnt als Lehnsinhaber von Retterode und +Holzbach, obwohl er vermutlich schon um 1360 verstarb, ein älterer Rechtsakt wurde demnach bezeugt. Fassbar ist Henricus Bey-ger erstmals 1323 als landgräflicher Vasall, er muss demnach um 1300 geboren worden sein. Denn 1360 werden seine Tochter Al-heid und seine Frau Else genannt, die seinem Seelenheil gedenken. Als Zeugen treten hierbei der Reichenbacher Burgmann Hein-rich Winze und Hermann von Meisenbug auf. 1372 werden dann Hermann von Meisenbug und seine Frau Alheid genannt. Es wird mehr als ein Zufall sein, wenn es sich hierbei nicht um Beygers Tochter Alheid handeln würde. Denn 1410 wird ein Beyer Meisenbug genannt, ein Sohn jenes Her-manns und seiner Frau Alheid, der +Holzbach an den Landgrafen von Hessen verkaufte. Es war zu dieser Zeit noch üblich den Kindern den Namen des Großvaters zu geben. 1428 schließlich belehnt Landgraf Moritz die Meisenbugs mit dem Dorf Retter-ode.
Doch begegnet in den Quellen noch ein weiterer Herr von Retterode. Hugo von Retterode begegnet 1368 und 1377 , möglicherweise bis 1398, und wird als Vetter bezeichnet. Sein Vater ist urkundlich nicht zu greifen, da er aber als Vetter bezeichnet wird, wird es sich um einen Sohn Konrads von Retterode handeln. Dieser Hugo verstarb wohl kinderlos, wie auch jener Hans von Retterode, so dass das Lehen an die Beyer-Linie fiel. Die Herren von Retterode starben im Mannesstamme aus.
Markus Kothe
Literaturverzeichnis
Acht, Peter: Mainzer Urkundenbuch (1176-1200). Zweiter Band, Teil 2. Die Urkunden seit dem Tode Erzbischofs Adalberts I. (1137) bis zum Tode Erzbischof Konrads (1200). Darmstadt 1971. Zitiert als UB Mainz 2.2.
Conrad, Horst (Hg.): Die Kopiar- und Urbarüberlieferung des Klosters Hardehausen des 12. bis 14. Jahrhunderts. Münster 2001.
Demandt, Karl E.: Das Chorherrenstift St. Peter zu Fritzlar. Quellen und Studien zu seiner mittelalterlichen Gestalt und Geschichte. Marburg 1985.
Demandt, Karl R.: Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Fritzlar im Mittelalter. Marburg 1939. Zitiert als: UB Fritzlar.