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Außerdem kann dem aufmerksamen Besucher deutlich werden, wie eng Beruf und Freizeit in der kleinen Landstadt Hofgeismar noch im vorigen Jahrhundert verknüpft waren (siehe als Besonderheit den vermutlich einzigartigen "Gesellenverein", dazu den "Fortbildungs verein", die "Casino-Gesellschaft" oder auch die enge Verbindung zwischen Büchsenma cherhandwerk und Schützenverein, zwischen verschiedenen großen Firmen und dem Radfahrerverein, nicht zu vergessen das vielfältige Mäzenatentum des größten Arbeitge bers der Stadt, Louis Keseberg, im Vereinsbereich zwischen 1867 und 1910).

Diesen Versuch, zugleich die historischen Zusammenhänge deutlich und doch auch die einzelnen beteiligten Bürger wiedererkennbar zu machen, verstärken wir durch das sogenannte Zunftlesebuch, das für den Besucher zur Benutzung ausliegt. Dieses enthält im Computer-Ausdruck die Namen von rd. 1 000 Meistern der verschiedenen Zünfte nach ca. 1650. Die Liste der Handwerker umfaßt jene "zünftigen" Meister, deren Haupttätigkeits ort Hofgeismar war. Sie ist alphabetisch nach den urkundlich überlieferten Namen sortiert. Findet einer der Besucher unter den genannten einen ihn besonders interessierenden Meister, dann kann er mit Hilfe einer vorgedruckten "Besucheranfrage" und unter Angabe der Meisternummer alle weiteren mit dieser Person zusammenhängen, persönlichen Daten abfragen.

Soweit jeweils bekannt, stellt der dem Zweigverein Hofgeismar des VHG e. V. zugehörige Museumscomputer dann Herkunftsangaben zur Familie und zum Heimatort, Hinweise zur Zunftmitgliedschaft (Aufnahme, Lehrlings- und Gesellenzeit, Meisterstück etc.), Lebens daten und manches mehr zusammen. Alle Angaben entstammen den zahlreichen im Museum verwahrten Meisterbüchern, bei deren Nutzung es sich als ideal erweist, daß der bis 1866 in Kurhessen gültige Zunftzwang für alle Handwerker eine (relativ) sichere Quellenlage geschaffen hat. Zukünftig soll das Material um Kirchenbuchangaben, städtische Steuerlisten etc. ergänzt werden.

Zur Darstellung der Zunft- und Wirtschaftsgeschichte gehört die klein gehaltene Sammlung wirtschaftsgeschichtlicher Belege aus der Zeit der Gewerbefreiheit (nach 1866/68), die zur Situation unserer Zeit überleitet. Verantwortlicher Leiter der neuen Abteilung und - gemäß 1977 von der Stadtverordnetenversammlung Hofgeismar verabschiedeter Museumssatzung - "Ehrenbeamter" ist Micha Röhring, M. A., dem die erste computergestützte Aufarbeitung der Hofgeismarer Zunftunterlagen im Rahmen seiner wissenschaftlichen Ausbildung zu danken ist.7

Helmut Burmeister

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7 Röhring, Micha: Sozialgeschichte des Handwerks im nordhessischen Diemel-distrikt im 19. Jahrhundert. Magisterarbeit, Masch., Würzburg 1989.

 

 

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