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waldraum"6 [Reinhardswaldraum]. Die Auseinandersetzung damit kann der Besucher jetzt in der Begegnung mit dem im Museum zu den Öffnungszeiten tätigen Keramiker Michael Daskalakis oder durch Teilnahme an im Museum angebotenen Töpferkursen weiterführen.

Im Zusammenhang der Diskussion des Stellenwerts der Museen im Prozeß historischer Forschung besitzt Zunftgut ein ganz besonderes Gewicht. Zwar haben oft mancherlei Zufälle zu seiner Verwahrung im Museum geführt; als - vielfach datiertes - Zeugnis von Ereignissen und Tatbeständen ist es infolge der Einmaligkeit jeden (auch: Sachgut)-Belegs wenigstens für eine bestimmte historische Zeit als Bezugsobjekt unersetzlich. Zunftgüter wurden im Alltag sicher ge-, aber trotzdem nicht verbraucht. Ihr guter Erhaltungszustand ist erklärbar aus dem Willen der Nutzer zur Schonung trotz Anwendung. (Anders verhält es sich in den Museen z. B. bei vielen handwerklichen Produkten, auch bei Werkzeugen, Waffen, Kleidung usf. Sie verdanken ihre ausstellungsreife Erhaltung der Tatsache, daß sie - aus welchen Gründen auch immer - im Alltag nicht oder kaum benutzt wurden, also intakt, "schön", "sauber" blieben, womit ihre Belegfunktion für die reale Lebenswelt ihrer Zeit, zumindest: ihrer ehemaligen Besitzer, sehr oft gering ist.)

Der Bogen der Ausstellung "Zunft- und Wirtschaftsgeschichte" spannt sich in vier Schritten von dem ältesten überlieferten Objekt, einer geschnitzten Zunftlade wohl der Bauzunft aus der Zeit um 1450/1500 (mit sogenanntem "gotischem Faltwerk") zu Urkunden und Gegenständen unseres Jahrhunderts: Wir dokumentieren "älteste Belege" und die Entwicklung der "Zunftgesetze", gehen ein auf "zwei bedeutende Hofgeismarer Zünfte" (Bäcker und feuerverarbeitende Berufe) und greifen abschließend einzelne "Handwerker schicksale" heraus. Eine besondere Raumvitrine verlebendigt zusätzlich die Vorstellung vom "Leben und Arbeiten im Hause". Wir kommen so von den allgemeinen Rahmenbedin gungen zu besonderen Einzelschicksalen und Lebensläufen. Die zwölf Truhen der verschiedensten Zünfte bilden dabei materiell und typologisch u. a. eine besondere stilgeschichtliche Leitlinie.

Querverbindungen zu anderen Sammlungen des Hauses ergeben sich z. B. durch die in den Objekten und Urkunden greifbaren Namen von einzelnen Bürgern und Familien, die die Geschicke der Stadt bestimmten (so von der Kaufmannszunft zur Abteilung "Jüdische Kultur", von den Schreinern zur künstlerischen Abteilung "Wilhelm Hugues", von den Schlossern zur Geschichte des Bades, von den Schneidern und Färbern zur Abteilung "Geschichte der Hugenotten und Waldenser", aber auch von den traditionsreichen Kupferschmieden zu einer heutigen verzweigten Ärztefamilie).

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6 Das Museum kann unter dem Stichwort der "Töpfereigeschichte" besucht werden. Töpfereiprodukte verbinden die Abteilungen "Ur- und Frühgeschichte" (ältester Fund ca. 7200 Jahre), "Mittelalter" (mit Schwerpunkt Töpfereien in Gottsbüren) "Dörfliche Töpfereien", "Gedenksammlung Rolf Weber" (mit kpl. Privatmuseum des Künstlers) und "Zeitgenossische künstlerische Keramik" (mit Werken von Werner Gnegel, Michael Daskalakis und Hartwig Krähling).

 

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