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AUFSÄTZE

 

   

Wilhelm A. Eckhardt

  

DAS STADTARCHIV MELSUNGEN IM
STAATSARCHIV MARBURG

  

Melsungen 1 kann in diesem Jahr - gestützt auf die Nennung des burgus Milsungen 1189/ 90 2 - seine 800-Jahrfeier als Stadt festlich begehen. Aber es gibt noch ein zweites Melsunger Jubiläum in diesem Jahr: Seit 100 Jahren werden Archivalien der Stadt Melsungen im Staatsarchiv Marburg verwahrt, seit 100 Jahren dient das Staatsarchiv gleichsam auch als Stadtarchiv für Melsungen.

Die Geschichte der Zusammenarbeit zwischen Staatsarchiv und Stadt beginnt mit einem Schreiben des damaligen Bürgermeisters Johann Georg Karl Lotz vom 7. März 1890 an den Direktor des Königlichen Archivs in Marburg. 3 Die hiesige Stadt, heißt es darin, ist im Besitz einer nicht unbedeutenden Anzahl Pergament-Urkunden, welche aus früheren Jahrhunderten stammen, deren Inhalt aber zum größten Theil unentziffert und deshalb völlig unbekannt ist. Die Aufbewahrung dieser Documente war vielleicht seither eine der Wichtigkeit derselben nicht ganz entsprechende und dadurch ihrer äußeren Erscheinung und Erhaltung nachtheilige. Der Bürgermeister fuhr fort: Die Stadtbehörde hat daher auf meinen Antrag genehmigt, die sämmtlichen Urkunden an das Königl. Landesarchiv abzutreten, wenn uns ein Verzeichniß mit Inhaltsangabe und unter Umständen die Benutzung der einen oder anderen Urkunde im Interesse der Stadt zugesichert wird, und soll ich zu dem Ende um gefällige Mittheilung hierüber gebeten haben.

Nachdem das Staatsarchiv sich dazu geäußert hatte, traf am 2. Mai 1890 eine Kiste mit 136 Pergamenturkunden, 36 Stücken auf Papier, 38 Rechnungen des 16./17. Jahrhunderts und 1 Pergamentumschlag in Marburg ein. Der Zugang erhielt die Akzessions-Nummer 1890/28. Die Melsunger Urkunden wurden im Sommer und Herbst des Jahres von Archivhilfsarbeiter Dr. Friedrich Küch 4 , dem späteren Marburger Archivdirektor, verzeichnet. 5 Am 21. Januar 1891 wurde das aus 144 Zetteln bestehende Verzeichnis zwecks Abschriftnahme an die Stadt gesandt, die die Zettel mit Schreiben vom 17. Oktober mit dem Bemerken zurückschickte: Der Eintrag derselben in ein besonders dazu angelegtes Urkundenbuch hat sich bei der außerordentlichen Vermehrung der diesseitigen Geschäfte nur allmählig bewirken lassen und aus diesem Grunde ist auch die weitere Zusendung älterer Literalien seither unterblieben; dies wird aber so bald als thunlich geschehen.

 

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