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BERICHTE

 

1250 Jahre (Bad) Hersfeld

Mit der Ankunft des Bayern Sturmius in "Haerulfisfeld" (736) tritt Hersfeld in das Licht der Geschichte. Aus diesem Grunde begrüßten die Lullusstädter (Erzbischof Lull von Mainz gründete vermutlich 769 das ehemalige Reichskloster Hersfeld) mit einem prachtvollen Feuerwerk den Beginn ihres Jubiläumsjahres, wobei die Zahl 1250 für Minuten am Turm der Stadtkirche zu sehen war. Der eigentliche Auftakt der Jahresfeiern begann aber erst mit einem Festakt am 10. Januar in der Stadthalle Hersfelds. Als Festredner hatte die Stadtverwaltung Professor Dr. Walter Heinemeyer gewonnen, den Vorsitzenden der Historischen Kommission für Hessen. Professor Heinemeyer hat selbst vor 55 Jahren sein Abitur an der Alten Klosterschule in Hersfeld abgelegt. Sein Festvortrag "Hersfeld in der deutschen und hessischen Geschichte" fand unter den vielen Zuhörern ein lebhaftes Echo und wird in der nächsten ZHG abgedruckt werden.

Einige Tage vorher war bereits im Dachgeschoß des Hersfelder Museums die neugeschaffene Urkundenabteilung eröffnet worden. Gezeigt werden hier 29 bedeutsame Urkunden aus dem Stadtarchiv, acht Faksimiles von Königsurkunden aus dem Marburger Staatsarchiv und drei wertvolle Folianten aus der Bibliothek des von Abt Michael gegründeten alten Gymnasiums. Sogar einige schöne Pergamentblätter, Reste verlorener Codices der ehemaligen Stiftsbibliothek, sind zu sehen, die teilweise bis in die Zeit Lulls zurückreichen. Die Eröffnungsansprache hielt Oberarchivrat Dr. Lachmann aus Marburg, der in seiner Rede den Schicksalen des ehemaligen Stiftsarchivs nachging.

Auch eine Festschrift entstand zur 1250-Jahrfeier. Sie bietet für alle Bürger verständlich einen Überblick über die Hersfelder Stadtgeschichte (Dr. Zillinger) und zahlreiche weitere Artikel zur Kultur, Wirtschaft und Geschichte Hersfelds. Mit diesem Buch, aber auch mit anderen Veranstaltungen wird ganz bewußt auf das Geschichtsbewußtsein der Bürger gesetzt. Diesem Ziel dienten auch zwei Vorträge, die im Februar trotz eisiger Kälte im Freien gehalten wurden. Zunächst gedachte unser Mitglied Walter Mitze der Rettungstat des badischen Oberstleutnants Lingg vor 179 Jahren, der damals mit stillschweigender Duldung seiner französischen Vorgesetzten die Stadt entgegen den ausdrücklichen Befehlen Kaiser Napoleons vor dem sonst sicheren Untergang bewahrte, dann sprach wenige Tage später Dr. Zillinger vor der Stiftsruine zu etwa 1000 Bürgern in einer Feierstunde zum Gedenken an den Brand der Stiftskirche vor 225 Jahren (1761).

Als Beitrag zur Jubiläumsfeier der Kreisstadt stellt der Landkreis Hersfeld-Rotenburg in seinem neuen Haushaltsplan 15.000,-- DM zur Verfügung, mit deren Hilfe das "Breviarium Lulli", das Güterverzeichnis des Reichsklosters Hersfeld beim Tode seines Gründers Lull (786), wissenschaftlich kommentiert herausgegeben werden soll. Zu diesem Zwecke nahm die Kreisverwaltung bereits mit der Historischen Kommission für Hessen (Prof. Heinemeyer) Verhandlungen auf, wie aus dem Landratsamt zu hören war.

Waldemar Zillinger

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