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Pamphlet auf Jérômes Flucht: „Der Abschied aus Cassel“, von Friedrich Germanus, der in einer großen Versammlung bei Hofe nacheinander den König, die Palastdamen, Minister usw. auftreten läßt. Schriftsteller Heidelbach wies darauf hin, daß dieses überaus witzige, anonyme Singspiel auch in mehreren Fassungen gedruckt erschienen ist und den einstigen westfälischen Finanzminister Grafen von Bülow zum Verfasser hat, der 1811 als Opfer der gegen ihn gesponnenen Intriguen gestürzt wurde. Geheimrat Scheibe gab interessante biographische Mitteilungen über den 1501 zu Neustadt im Fürstentum Calenberg geborenen Mathematiker und späteren Leibarzt Philipp des Großmütigen Burkard Mithob, von dem eine Reihe jetzt sehr selten gewordener medizinischer Schriften erhalten sind. Besonders sein Werk über die Pestilenz fand eingehende Würdigung. Rechnungsdirektor Woringer gab an der Hand der Katastervorbeschreibung von Wehlheiden aus 1747 eine aufschlußreiche Gegenüberstellung der Steuerlasten von einst und jetzt. Wehlheiden hatte damals nur 400 Einwohner und darunter nur 29 eigentliche Landwirte. Außer der Kontribution und zwei sog. ordinären Steuern waren erhebliche Zinsen zu zahlen; hinzu kamen der Zehnte und die schwere Last der mannigfachen Dienste, der Acker- und Erntedienste, der Fahrdienste und der zahlreichen Handdienste. Allerhand Steuern, Abgaben und Gebühren vervollständigten den Reigen, die dem kleinen Ort außerordentlich lästig fallen mußten. Die Steuern selbst waren nur der geringste Teil der Leistungen. Also das Lob der guten alten Zeit bedarf auch hier großer Einschränkung1). Zum Schluß gab Mittelschullehrer a. D. Boß eine anschauliche Übersicht über die Abrundung Kurhessens nach dem Wiener Kongreß.

 

4. Am 6. Januar 1919 sprach Bibliotheksdirektor Professor Dr. Brunner über das Verhältnis der Gutsbezirke zu den Dorfgemeinden und gab dabei interessante Parallelen zwischen der Entwicke- [Entwickelung]

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1) Der Vortrag ist vollständig abgedruckt in „Hessenland“, 1919, S. 1.

 

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