..
|
5
um so bedeutungsvoller, ihren Bestätigunggsvermerk
unter das vorgedachte Gymnasialzeugnis.
Ein Pedell im Justizministerium zu Berlin hatte unsern Gewährsmann
mit dem Geheimenrat Stölzel in einer Fensternische des hohen Hauses
in vertraulichem Gespräch beobachtet.
Kennen Sie Herrn Geheimrat
Stölzel?
fragt er jenen, und auf dessen Antwort:
Sehr gut; er war ja bei uns
in Kassel!
erfolgte die Replik:
Das ist ein überaus tüchtiger
Beamter!
Im oben gedachten Archiv verwahrt man in einem starken Band die Reden
von 61 Schülern der Anstalt aus den Jahren 1836 -1866, meistens Valediktionsreden
der Abiturienten, aber auch Festbeiträge dreier Primaner aus dem
Jahre 1849 zur Vorfeier von Goethes 100jährigem Geburtstag. Es sind
zwei Reden des Oberprimaners Adolf Stölzel und des Unterprimaners
Eduard Schraub, gehalten in der Aula des Gymnasiums am 27. 8. 1849. Jener
sprach über die Charaktere Götzens und Weiblingens, dieser über
Hermann und Dorothea, und der Unterprimaner Moritz Mombert trug ein selbstverfaßtes
Gedicht auf Goethe vor.
Eigen mutet es an, daß die beiden Kameraden Stölzels, zwei
besonders begabte Schüler, so bald des Todes Raub geworden sind.
Schraub, der älteste Sohn des Pfarrers Schraub in Kassel, erlag schon
kaum 14 Tage nach der Feier, am 15. 9. 1849, einer akuten Krankheit, und
Mombert, Sohn des Zahnarztes Mombert zu Kassel, welcher zu Ostern 1850
das Gymnasium mit einer Valediktionsrede verließ, starb im Mai 1850
in geistiger Umnachtung als Student in Leipzig!
Jener schwarze Pappband mit dem Titel:
Orationes
discipulorum Gymn. Cass. qui valedixerunt
MDCCCXXXVI-MDCCCLXVI.
ist ein inhaltsreiches Buch. Fast ein Menschenalter
Lebens der studierenden Jugend Kassels zieht darin an uns vorüber,
abgestimmt auf die Weise des Burschenliedes:
Wir lugen hinaus in die sonnige
Welt.
Adolf Stölzel verließ das Kasseler Gymnasium mit
|
..
|