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behalten, wo in Kassel unter Landgraf Karl die vierte Erweiterung der Stadt notwendig wurde. Aber ganz hatte sich das germanische Element doch nicht aus der Baukunst ausrotten lassen, dazu saß das Heidentum zu tief in der Seele unseres Volkes. Und da die Missionare den heidnischen Unglauben nicht am Aller heiligsten, am Altar dulden konnten, so wurde diese letzte Erinnerung an die Heidenzeit an den Skulpturen und Portalen angebracht; auch die Bürgerhäuser — es sei nur an das Mondsche Haus Ecke Graben und Marktgasse mit seinen Drachen erinnert — bewahren vielfach in ihren Holzschnitzereien noch solche heid nischen Reminiscenzen.

Als die vierte Erweiterung Kassels notwendig war, bestand die Hauptschwierigkeit in den kolossalen Be festigungswerken, die das ungeheure Geld gekostet hatten (Kassel ist ja bekanntlich niemals vom Feinde genommen worden). Landgraf Karl wollte seine Stadt nach den neuesten Regeln der Städtebaukunst erweitern, worüber wir noch eine ganze Reihe von Plänen besitzen. Außerordentlich genial, aber ohne Berücksichtigung der Überschwemmungsgefahr, war der Plan, eine ganz neue Stadt auf dem Forst mit vorzugs weise industrieller Bedeutung anzulegen. Die ganz der Genialität des Fürsten entsprechende Anlage war in Form einer Spirale gedacht. Die Stadt sollte sich wie ein Schneckenhaus aufwinden und von Querstraßen durchzogen sein; sie sollte von der Losse durchflossen werden, von der die vielen geplanten Industriewerke getrieben werden sollten, wie denn später tatsächlich auch Messinghammer, Kupferhammer usw. zur Aus führung kamen. Neben diesem außerordentlich großzügigen Plan, der sich wieder zerschlug, tauchten eine Reihe mehr praktische Pläne auf, wie der einer Erweiterung der Unterneustadt, der aber auch nicht zur Ausführung kam. Ein weiterer Plan zeigt eine Erweiterung der „Freiheit“ auf dem Gebiet der jetzigen Oberneustadt. Die Oberneustadt bot technisch außerordentliche Schwierigkeiten, vor allem ihre 30 Meter die Unterneustadt überragende Lage. Eine Erweiterung der „Freiheit“ war übrigens nicht deshalb not- [notwendig]

 

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