.. |
- 115 - [begangene] gangene Totschlag auf
dem Wege des Privatvergleichs mit den Verwandten des Getöteten gesühnt
werden konnte. Auf Grund von urkundlichen und chronikalischen Zeugnissen
aus dem Bereiche der engeren Heimat
wurde dann der für die mittelalterliche Denkweise bezeichnende
Inhalt solcher Sühneverträge geschildert und darauf
hingewiesen, wie sehr viele solcher Verträge auch die
Errichtung eines Kreuzes, manchmal mit dem Wappen des Getöteten,
an der Stelle der Mordtat zur Bedingung machten. Dann wurde die ehedem
große Zahl solcher Sühnekreuze in Deutschland durch verschiedene Zeugnisse
belegt und schließlich an der Hand von Abbildungen die noch erhaltenen
Steinkreuze im Kreise Marburg (eins an der alten Kirchhainer Straße
bei Marburg, zwei bei Cyriaxweimar, eins bei Fronhausen, eins
zwischen Allna und Hermershausen, zwei bei Hassenhausen usw.)
beschrieben. Als besonders interessant wurden das wappengeschmückte
Kreuz bei Cyriaxweimar, das Schnabelskreuz bei Fronhausen und das leider
in der letzten Zeit verschwundene Löwensteiner Kreuz (oberhalb der Abdeckerei)
bezeichnet, das aber nicht zur Erinnerung an die Tötung von zwei Marburger
Bürgern im Jahre 1381 durch einen Herrn von Löwenstein, von der die
Chroniken erzählen, aufgerichtet sein könne. Der Vortragende schloß mit
einem hoffentlich auch außerhalb des Geschichtsvereins wirkenden
Appell, diesen wichtigen steinernen Rechtsurkunden, denen namentlich
auch durch die Verkoppelung schwerer Schaden geschehen sei, Schutz zu
gewähren. Dem Vortragenden sprach der Vorsitzende
den Dank der Versammlung aus für seine höchst interessanten Ausführungen
und äußerte die Hoffnung, daß über den Verbleib des Löwensteiner Kreuzes
Aufklärung geschafft werden möge. — Es folgte der Vortrag des Archivrat
Dr. Rosenfeld: „Ein Diplomat des 18.
Jahrhunderts in hessischen
Diensten“.
Der Vortragende schilderte die Laufbahn eines Grafen
Karl August v. Oeynhausen, der aus Hannover stammend, 1760 als Major in den hessischen Militärdienst
trat und darin bald zum Obersten aufrückte. Von 1765 an war er zehn
Jahre lang als |
.. |