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[begangene] gangene Totschlag auf dem Wege des Privatvergleichs mit den Verwandten des Getöteten gesühnt werden konnte. Auf Grund von urkundlichen und chronikalischen Zeugnissen aus dem Bereiche der engeren Heimat wurde dann der für die mittelalterliche Denkweise bezeichnende Inhalt solcher Sühneverträge geschildert und darauf hingewiesen, wie sehr viele solcher Verträge auch die Errichtung eines Kreuzes, manchmal mit dem Wappen des Getöteten, an der Stelle der Mordtat zur Bedingung machten. Dann wurde die ehedem große Zahl solcher Sühnekreuze in Deutschland durch verschiedene Zeugnisse belegt und schließlich an der Hand von Abbildungen die noch erhaltenen Steinkreuze im Kreise Marburg (eins an der alten Kirchhainer Straße bei Marburg, zwei bei Cyriaxweimar, eins bei Fronhausen, eins zwischen Allna und Hermershausen, zwei bei Hassenhausen usw.) beschrieben. Als besonders interessant wurden das wappengeschmückte Kreuz bei Cyriaxweimar, das Schnabelskreuz bei Fronhausen und das leider in der letzten Zeit verschwundene Löwensteiner Kreuz (oberhalb der Abdeckerei) bezeichnet, das aber nicht zur Erinnerung an die Tötung von zwei Marburger Bürgern im Jahre 1381 durch einen Herrn von Löwenstein, von der die Chroniken erzählen, aufgerichtet sein könne. Der Vortragende schloß mit einem hoffentlich auch außerhalb des Geschichtsvereins wirkenden Appell, diesen wichtigen steinernen Rechtsurkunden, denen namentlich auch durch die Verkoppelung schwerer Schaden geschehen sei, Schutz zu gewähren. Dem Vortragenden sprach der Vorsitzende den Dank der Versammlung aus für seine höchst interessanten Ausführungen und äußerte die Hoffnung, daß über den Verbleib des Löwensteiner Kreuzes Aufklärung geschafft werden möge. — Es folgte der Vortrag des Archivrat Dr. Rosenfeld: „Ein Diplomat des 18. Jahrhunderts in hessischen Diensten“. Der Vortragende schilderte die Laufbahn eines Grafen Karl August v. Oeynhausen, der aus Hannover stammend, 1760 als Major in den hessischen Militärdienst trat und darin bald zum Obersten aufrückte. Von 1765 an war er zehn Jahre lang als

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