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in Rasdorf, abgefangen war, stellte sich heraus, wie nahe die Gefahr einer Flucht des Prinzen gelegen. Auch diente da noch die polnische Krone, die einst August den Starken gelockt, als Köder. Friedrich trat auf Wunsch seines Vaters in die Dienste des Königs Friedrich II. von Preußen, gerade rechtzeitig genug, um dem österreichischen Gesandten, der ein Feldzeugmeisterpatent für ihn mitbrachte, zuvorzukommen. Treffend hat übrigens der preußische König den Prinzen beurteilt mit den Worten: er habe immer die Meinung dessen, mit dem er zuletzt gesprochen. — In preußischen Diensten zuerst Gouverneur von Wesel, dann in der persönlichen Umgebung Friedrichs II. von Preußen im schlesischen Feldzuge, wurde er 1759 Gouverneur von Magdeburg, um dann 1760 nach seines Vaters Tode in Kassel die Regierung anzutreten. Wider Erwarten und trotz aller Versuche der katholischen Mächte, ihn zu sich herüberzuziehen, blieb er bei dem Bündnisse mit den Alliierten, allerdings umgeben auch von Männern, wie dem General v. Schlieffen, die es verstanden, ihn im Bunde mit den Freunden seines Vaters zu halten. In Braunschweig, wo er von 1760 bis 1763 während der Besetzung Hessens durch die Franzosen sich aufhielt, leistete er sich auch eine für jene Tage doppelt kostbare Spielerei, er bildete die „Erste Garde“ und die Gardeducorps, als eine rein persönliche Leibwache. Währenddessen weilte die Gattin in England, seine Söhne in Kopenhagen, und der Briefwechsel zwischen beiden ist eine reiche Quelle für die Geschichte jener Tage.

Auch als die Rückkehr nach Kassel erfolgt war, bewahrheiteten sich die Befürchtungen nicht, die man noch immer hegte, und wenn er auch — vergeblich — versuchte, die Hanauer Klausel der Assekurationsakte zu lösen, so hat er doch sich strenge sonst an seine übernommenen Verpflichtungen gehalten.

Für Kassel brach eine neue Epoche des Glanzes an: die Festungswerke fielen, der Friedrichsplatz und an ihm das Museum Fridericianum entstand (1760 bis 1776), ebenso das „Landständische Haus“ (heute das sog. Weiße Palais) und das „Geistliche Haus“, Oper

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