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(als solches gegen die Gicht gilt ein eiserner
den der Dorfschmied aus einem beim Umgraben alter Gräber aufgefundenen
Sargnagel hergestellt hat) und andere Gebräuche, die mit denen
im übrigen Oberhessen hergebrachten meist im wesentlichen übereinstimmen.
Einige in EFonhausen übliche, sonst wohl nicht bekannte Rätselfragen
mögen hier noch Erwähnung finden:
"Worum hot mer ein Hohne uff's Kirchdach gesetzt un kee Hoinkel?"
- "Ei, weil's jeden Morgen herabfliegen müßt, um ein
Ei zu legen."
"Zwee schwaarze Lappe, de aufnanner klappe, koalt rinn - warme
raus!" (Waffeleisen und Waffeln.)
"Es suchet ihnatz (irgend jemand) ine hohle Baum, er sprichd als
zu, awer ‚s gibt emme nimatz (niemand) kei Antwort." (Der Pfarrer
auf der Kanzel.)
5. Monatsversammlung am 24. Februar 1908.
Vortrag des Fräuleins von Eschstruth:
"Landgraf Moritz der Gelehrte".
Nach einer Schilderung der glänzenden Hoffeste, die in den ersten
Jahren der Regierung des Landgrafen Moritz stattfanden, besonders der
Tauffeier der Prinzessin Elisabeth (1596), und der Hofhaltung des Landgrafen
überhaupt, würdigte die Verfasserin1)
die Leistungen Moritz des Gelehrten als Pädagoge (Gründung
der Hofschule), als Komponist und Freund des Schauspiels (Berufung englischer
Schauspieler nach Kassel) und als Bauherr und Baumeister (Mauritiolum
leucopetraeum, das jetzige Schloß Wilhelmshöhe). Die Schattenseiten
seines Charakters wurden nicht verschwiegen (Hinrichtung des Hofjunkers
von Eckardsberg). Verfasserin kam schließlich zu dem Ergebnis,
daß die Erfolge des Landgrafen auf dem gelehrten Gebiete bedeutender
seien als die auf dem Gebiete der Politik, auf dem ihm einerseits seine
eigenen Charakter- [Chraktereigenschaften]
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1) Da Frl. v. Eschstruth
durch ein Augenleiden verhindert war, selbst vorzutragen, wurde der
Vortrag durch den Schriftführer verlesen.
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