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Der Wahrheit die Ehre!

Vor kurzem ward — ohne Zweifel in bester Absicht — in der „Rhönzeitung“ angeregt, bei Gelegenheit des Rhönklubfestes dem Dichter J. G. Seume in Sachsenheim, wo er „unter die hessischen Werber fiel“, eine Gedenktafel zu errichten. Da bei wurden aus der Selbstbiographie Seume's die Stellen angeführt, in denen er seine Erlebnisse in Sachsenheim erwähnt und die schwersten Vorwürfe gegen den Landgrafen von Hessen erhebt. Die Behauptungen Seume's gelten noch immer weiten, selbst den gebildetsten Kreisen als der Wahrheit entsprechend; oft zurückgewiesen, werden sie immer wieder aufgefrischt.

Wir wissen wohl, daß sich die Seumegläubigen auf Konversationslexika und selbst auf Historiker berufen können, aber man sollte nicht auf Gedenk tafeln als geschichtliche Tatsache verewigen, was andern nicht minder unterrichteten Kreisen, die ge rade die betreffende Angelegenheit sorgfältig er forscht haben, als verletzende Unwahrheit gilt. Wir Hessen kennen den Landgrafen Friedrich II., den „Seelenverkäufer und Menschenschacherer“, als einen der besten, gerechtesten und mildesten Regenten seines Jahrhunderts, und Beschimpfung dessen, den wir als einen Vertreter unserer Stammesehre zu betrachten, berechtigt sind, kränkt uns tief. Deshalb widersprechen wir, wenn wir Seume preisen hören, denn aus der trüben Quelle seiner Biographie sind fast ausschließlich die Verleum dungen und Angriffe geschöpft, die immer wieder gegen das Andenken unseres ehemaligen Landes herrn gerichtet werden, der, nicht mit der Brille des 20. Jahrhundert, sondern im Licht seiner Zeit angesehen, nur tat, was damals durchaus üblich war und was als dem Staate ersprießlich schien.

Friedrich II. soll „Menschenhandel“ getrieben,

der Angelegenheit eine anerkennenswerte Unparteilichkeit bewiesen hat, unsern Dank für die bereitwillig erteilte Erlaubnis zum Abdruck der betreffenden Artikel aus.

 

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