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wollten. Preußen sei noch stark genug, um allein seinen Feinden zu widerstehen. So lautete ungefähr der Schluß der Bekanntmachung in der „Kasseler Zeitung“, in der „Morgenzeitung“ war die Sache vor sichtiger gefaßt, dieser stolze Schluß fehlte, und das schien nur eine Garantie für die nächsten Tage zu geben. .... Unsere Artillerie soll nur 5 Allarmschüsse haben, ich glaube das sind nicht mal Kugeln, und das Militär überhaupt ist nichts weniger als begeistert für den Krieg gegen Preußen. Dazu nun dieser schlechte Zustand und die Eile des Abzugs, die silbernen Musik instrumente der Garde und ein ganzes Schuhmagazin sind hier geblieben und von den Preußen genommen, auch Kanonen und Waffen aus dem Zeughause. Unser Kurfürst ist heute Abend gefangen über Wilhelmsthal nach Mönchehof auf die Eisenbahn gebracht worden, um auf eine preußische Festung geführt zu werden. Stettin oder Küstrin wurde genannt, aber in Stettin wütet die Cholera. Er soll die Wahl gehabt haben zwischen den preußischen Festungen, schöne Wahl! Mir kommt diese Geschichte unerhört vor. Ich wollte, ich wäre gestorben und begraben, ehe ich solche Dinge erlebte. Keine Partei hat Recht, jede hat zu erst Unrecht. Das glückliche England, die glückliche Schweiz, die über solche Kämpfe hinaus sind. Rei bungen und kleine Parteien im Land müssen ja immer bleiben, sonst wird alles rostig und moderig; vielleicht ist dieser Kampf, und wer hofft das nicht? eine Krisis zum Wohl und Heil Deutschlands, aber mich empört es, wenn die Preußen so tun, als kämen sie nur unseretwegen, um uns „hellere Tage“ zu bringen, und Deutschland zu einigen und zu befreien. — Ach, es ist alles schrecklich, als Deutsche hoffe ich das Beste von diesem Krieg, der so schlimm begonnen hat, daß nur Gott allein ihn gut endigen kann, aber als Kurhessin bin ich bitter-, bitterböse und unglücklich.

Sonntag, den 24. Juni. .... Papa war bei Herrn Dunker und hat ihn gefragt, ob sie wirklich den Kur fürsten nach Stettin und der Cholera in die Arme schicken wollten? Dieser hat es sich notiert. Dem Kurfürsten soll auf Wilhelmshöhe nicht gut begegnet worden sein.“

 

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