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Wilhelm I. war geizig, aber er war doch kein Geizhals im gewöhnlichen Sinne des Wortes. Es gab zwei Züge in seinem Charakter, die über das gewöhnliche Maß weit hinausgingen. Stolz auf seine Würde als deutscher Fürst, der er nie etwas vergab, wollte er sein Haus erheben, und dieser Ehrgeiz ließ ihn keine Summe zu gering ansehen. Hier war er zäh und beharrlich und nichts weniger als karg. Und ebenso war seine Hand offen für die großen Schö pfungen der Kunst, insbesondere der Baukunst. Zur Hebung seines Staates wäre er also wohl zu Geld opfern, ohne die man ja in Paris nichts erlangen konnte, bereit gewesen. Aber er wollte wissen, wofür er sein Geld oder gar das Blut seiner Landeskinder hergab. Für unsichere Versuche war er nicht zu haben; dafür sein Geld in französische Taschen fließen zu lassen, fiel ihm nicht ein.

Nun war ja bereits während der Verhandlungen, die der Gründung des Rheinbundes vorangingen, von einem ähnlichen Staatenbunde in Norddeutschland die Rede gewesen, an dessen Spitze Preußen treten sollte, während Sachsen und Hessen die vornehmsten Mitglieder geworden wären. Französischerseits meinte man es damit zweifellos nicht ehrlich, man wollte nur Zeit gewinnen. Aber der Plan führte dazu, daß Kurfürst Wilhelm I. sich Preußen näherte. Schon unter König Friedrich Wilhelm II. war zwischen Preußen und Hessen-Kassel ein Vertrag geschlossen worden, durch den dem Kurfürsten die Erwerbung der Hochstifter Paderborn und Fulda und der Abtei Korvei in Aussicht gestellt wurde. Diesen Vertrag hatte Friedrich Wilhelm III. mündlich anerkannt. Jetzt brachte ihn die kurhessische Regierung in Berlin in Erinnerung und als man dort lebhaft auf den erwähnten Plan Napoleons wegen Bildung eines norddeutschen Bundes einging, begann auch Kurfürst Wilhelm diese An gelegenheit zu betreiben. Die Verhandlungen führte die Königin Luise, die im Juli 1806 in Pyrmont weilte. Auch der Kurfürst wollte dorthin kommen, und als der kurhessische Gesandte in Berlin andeutete, daß er sich dadurch beleidigt fühlen könne, daß sein Sohn, der

 

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