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den Vortrag. Es sprach sodann Professor Dr. Wenck über die Aufenthalte deutscher Kaiser und Könige in Marburg. Er führte zunächst aus, daß die deutschen Herrscher im allgemeinen ihren wechselnden Aufenthalt teils in Bischofsstädten und großen Klöstern, teils in Reichsstädten und Reichsburgen nahmen, in der Regel da, wo eine königliche Pfalz zu ihrer Aufnahme bereit stand. In Hessen und Nachbarschaft besuchten, sie die kirchlichen Orte Fritzlar, Fulda, Hersfeld, Kaufungen, die Königshöfe Seelheim, Eschwege, Kassel; Friedrich I. zuerst die Boineburg und die Reichsstadt Gelnhausen; Friedrich II. zuerst Friedberg und Wetzlar. Auf die drei letztgenannten Städte und Fulda mit verschwindenden Ausnahmen beschränkte sich seit dem 18. Jahrhundert der Aufenthalt der Könige in unserer Nähe. Nach Marburg ist Friedrich I. vielleicht 1188 zum Besuche des Landgrafen Ludwig III., seines Schwestersohnes, gekommen. Durch das Grab der heiligen Elisabeth wurden hierhergezogen Kaiser Friedrich II. 1236 und Karl IV. 1357. In Sachen der Königswahl fanden hier Versammlungen statt 1247 und 1399. Pfalzgraf Ruprecht, dessen Erhebung zum Gegenkönige wider Wenzel sich 1399 vorbereitete, war dann der einzige deutsche König, der zu politischem Zweck hier, 1401 und 1410, Fürstenversammlungen veranstaltet hat. Dabei spielte Landgraf Hermann von Hessen eine Rolle. Zum Schlusse gedachte der Redner der Begrüßung, welche im Sommer 1867 König Wilhelm I. auf der Durchreise nach Ems hier bereitet wurde. Den Schluß des Abends bildete der Vortrag von Professor Dr. Wiegand, der, im Anschlusse an die Bewegung, welche gegenwärtig in den evangelischen Landeskirchen Deutschlands den gemeinsamen Abendmahlskelch durch den sog. Einzelkelch ersetzen will, über die endgiltige Durchführung der jetzigen Spendeform in Hessen sprach, und zwar entnahm er sein Material einer Eingabe des Pfarrers Johannes Strack in der Kasseler Neustadt an Landgraf Moritz vom 20. Februar 1596. Johannes Strack, ein Münchhäuser Kind, war früher evangelischer Pfarrer zu Schröck und Bauerbach gewesen und hatte an letz- [letzerem]

 

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