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man das Masswerk aus der Sakristei der Allendorfer Kreuzkirche. Das Jagdschlösschen brannte 1864 ab; das schöne Masswerk der Ruine wurde in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts grossentheils von rohen Menschen zerschlagen. Die Kirchenruine des Dörfchens Emmicherode mit ihren zwei schönen gothischen Spitzbogen-Türöffnungen war bis um 1880 noch bis zu einer Höhe von etwa 4 Meter erhalten. Seit jener Zeit wurde sie als Steinbruch benutzt und wird, wenn es so weiter gegangen ist, bis auf einen kleinen Rest verschwunden sein. Beide Ruinen standen auf Privateigentum. — Herr Landgerichtsrat Gleim machte hier noch auf die widersinnige Verunstaltung und Verschlechterung der Stiftskirche zu Rotenburg a. F. in den Jahren 1822—1829 aufmerksam. Man verbaute damals 12000 Thaler, um eine der schönsten hessischen Kirchen zu verunstalten und zu verderben.

 

VI. Sitzung am 21. Februar 1902.

Herr Professor Dr. Schröder sprach über Deutsche Münznamen mit besonderer Rücksicht auf Hessen.

Die einleitende Betrachtung gab darüber Aufschluss, wie Münzbezeichnungen entstehen und Verbreitung finden: selten indem sie wie etwa beim Grossus oder Groschen von vornherein der Münze als Theil des Gepräges anhaften, im weitaus der Mehrzahl der Fälle bilden sie sich im Volke und gelangen erst später zur offiziellen Anerkennung, sodass sie bisweilen erst zu einer Zeit auf den Münzen erscheinen, wo das Münzbild, von dem die Benennung ausgegangen ist, längst sich geändert hat: so erscheint denn „Kreuzer“ auf Münzen ohne Kreuz, „Kopfstück“ auf solchen ohne Porträt, in Trier „Petermännchen“ auf solchen ohne den hl. Petrus. Alsdann wandte sich der Vortragende der ältesten Zeit zu, in der unsere germanischen Vorfahren die erste Bekanntschaft mit dem gemünzten Golde der Römer gemacht und sich der römischen Goldsolidi als Schmuckstücke und wertvolle Tauschobjekte bedient haben, neben denen in den vorgeschichtlichen Funden aber massenhaft das sog. Ringgold, Ringsilber und Hacksilber erscheint. Auf diese älteste Zeit, wo also vorwiegend kleinere und grössere Edelmetallstücke an Stelle unseres Geldes kursierten, führte der Vortragende manche Ausdrücke zurück, die sich in den ältesten germanischen Literaturdenkmälern befinden, so besonders die unseren „Stück“, „Weck“ und besonders „Schatz“ entsprechenden Wörter, welche sämmtlich für Geldstücke verschiedener Grösse und verschiedenen Wertes Verwendung finden. Als älteste eigentliche Münznamen werden für die römischen und byzantinischen Goldmünzen und deren brakteaten- [brakteatenförmige]

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