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der Bedeutung des Niebelungenhorts und der sich daran reihenden furchtbaren Kämpfe sei, die mit dem Untergange so vieler Helden enden. Mit Meisterschaft hat Vilmar uns die Bilder der Männer und Frauen des Niebelungenliedes, stark in Hass, stark in Liebe, vorgeführt und Königs- und Männer-Treue auf der einen, Gatten- und Freundes-Treue auf der anderen Seite gegenübergestellt.

Darauf berichtete Redner über den Lebensgang des grossen Geistes-Helden. August Friedrich Christian Vilmar, geboren 21. November 1800 zu Solz bei Bebra, als Sohn des dortigen Pfarrers und Sohn der Tochter eines Pfarrers, wurde mit grosser Strenge erzogen und schon früh, vor dem 6. Lebensjahre, vom Vater im Lateinischen, Französischen und Deutschen unterrichtet. — Ein vom Redner vorgelegter Brief des 6jährigen Vilmar zeigte seltene Festigkeit in Schrift und Inhalt. — Auf ihn wirkten mächtig ein die gewaltigen Ereignisse auf dem Welttheater in den ersten Jahrzehnten, der Untergang der althessischen Verhältnisse und die Fremdherrschaft, dann aber die ruhmreiche Erhebung der Patrioten, denen er zugethan war. Von den Eltern trefflich erzogen und durch die Lektüre der Klassiker herangebildet, bezog er zwar erst im 16. Lebensjahre das Gymnasium zu Hersfeld, darauf jedoch schon im 18., nach vorzüglich bestandenem Maturitäts-Examen, die Universität Marburg, um Theologie und Philologie zu studieren. Hier war er ein hervorragendes Mitglied der Deutschen Burschenschaft. Seine hohe Befähigung machte ihn geschickt zu den verschiedensten Lebensstellungen. Er war 1820—1823 Hauslehrer bei einem Herrn von Baumbach zu Kirchheim (bei Hersfeld) und zugleich Assistent des Vaters, 1824 Rector der Stadtschule zu Rotenburg. 1827 Lehrer am Gymnasium zu Hersfeld, nachdem er sich ein Jahr zuvor mit Karoline Wittekind vermählt hatte, und 1831 sogar durch das Vertrauen seiner Mitbürger (er war damals durchaus liberal gesinnt) in die kurhessische Ständekammer gewählt, in welcher er eine rege Thätigkeit, namentlich für Schule und Universität, entfaltete. 1833 wurde er Director des Gymnasiums zu Marburg, woselbst er mächtig wirkte durch seinen Einfluss auf den Geist seiner Schüler und seinen vorzüglichen Unterricht in den alten Sprachen, sowie seine Arbeiten in Kirchen- und Literatur-Geschichte. Daran schloss sich in späteren Jahren seine Wirksamkeit als kirchlicher und politischer Publicist, als praktischer Staatsmann und sogar als Kirchen-Regent. Er starb als Professor der Theologie zu Marburg im Jahre 1867.

Von seinen Werken sind zu nennen:

Von der stete ampten und der fürsten ratgebern.

Die Weltchronik Rudolfs von Ems.

Zur Literatur Johann Fischarts.

Handbüchlein für Freunde des deutschen Volksliedes.

Büchlein über Göthe's Tasso.

Das Kur h essische Idiotikon, kurz vor dem Tode des Verfassers herausgegeben.

 

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