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lang. Es sollen hier die Schweden einen befestigten Waffenplatz gehabt haben, der sicherlich sehr gut angelegt war, indem er den Uebergang vom fuldaischen Lande nach Franken beherrscht. Die Schwedenschanze ist die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser, ihr folgt heutzutage die Landesgrenze zwischen Preussen und Bayern. Ueber die Erbauung der Schanze besteht keine Urkunde, weshalb auch bezweifelt wird, ob dieselbe von den Schweden angelegt worden ist. Doch steht fest, dass die Schweden in der Gegend lange gehaust haben und von hier aus Bischofsheim, Neustadt und Kissingen beunruhigt und geplündert haben*). Im Volke ist noch lebhafte traditionelle Erinnerung an die Schweden; die Kinder in den Rhönorten singen noch:

                                    „Der Schwed is gekomme

                                    Hat alles mitgenomme,

                                    Hat Fenster nein geschmisse,

                                    Hat’s Blei rausgerisse,

                                    Hat Kugel gegosse,

                                    Und d’ Leut todtgeschosse“.

                         Die Mutter singt den Kindern:

                                    „Bet Kindle bet,

                                    Jetzund kommt der Schwed,

                                    Jetzund kommt der Oxen Stern,

                                    Wird die Kinder beten lern.

Die Pfarrkirche in Gersfeld wurde 1664 umgebaut; die grosse protestantische Hauptkirche, wie sie jetzt noch steht, wurde 1780—85 erbaut. Der um die Kirche gelegene Friedhof wurde gegen 1632 an seine jetzige Stelle ausserhalb des Ortes verlegt, eine Leichencapelle und Erbbegräbnis wurde von Otto Heinrich von Ebersberg gen. von Weyhers und seiner Gemahlin Elena geb. von Stein erbaut. Für die Pastorirung der Gemeinden wurde zwar von alten Zeiten gut gesorgt, doch mit dem Lehramt lag es im Argen. In der schon erwähnten, höchst merkwürdigen Chronik, geschrieben von dem Bauern Johann Seifert in Sandberg (geb. 15. März 1806 gest. 4. März 1873), welcher die Ereignisse der Gersfelder Gegend, so wie auch die hauptsächlichsten Begebenheiten der Weltgeschichte vom 13. Jahrhunderte an theils nach Quellen theils nach der Tradition von Jugend an bis zu seinem Tode zusammen geschrieben hat,

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*) Da eine Menge Schanzen in Deutschland als „Schwedenschanzen“ bezeichnet werden, die theilweise von hohem Alter, sogar praehistorischen Ursprunges sind, wird die Rhöner Schwedenschanze auch stark bezweifelt. Dafür, dass diese im 30jährigen Kriege entstanden ist, spricht die Ansicht von höheren Officieren, wonach die Schanze aus der Zeit der Feuerwaffen stammen müsse; dann die Angaben verschiedener Ortsgeschichten (Schumm-Bischofsheirn, Koch-Neustadt, Stöger-Kissingen), welche aus Örtlichen Urkunden schöpfen und ausführen, dass die Schweden von ihrem verschanzten Lager in der Rhön die genannten umliegenden Orte angegriffen haben,

 

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