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[selbständig] ständig zu machen, trat Joh. Caspar in den hessischen Staatsdienst als extraordinari Rat, ging aber nach kurzer Zeit (1643) zu seiner ferneren Ausbildung noch auf ein Jahr nach Paris. Dort lernte er im Verkehr mit dem französischen Adel und der Diplomatie damals bereits alle die Männer kennen, mit denen er bald darauf als hess. Resident während der entscheidenden westphälischen Friedensverhandlungen selbst zu verhandeln hatte. Als er 1644 in die Heimat zurückkehrte, fand er den Vater nicht mehr unter den Lebenden; er trat selbst an die Spitze der Familie und zugleich begann nun die Zeit seiner selbständigen diplomatischen Thätigkeit am Kasseler Hofe.

Es folgten sodann Mitteilungen des Herrn Professors Schröder über Johannes Hinderbach aus Rauschenberg, den Hauptvertreter des Humanismus in Tirol. Dieser, ein Verwandter des Heinrich von Langenstein, wirkte erst an der Wiener Universität, stand hier in den weitesten Kreisen in höchstem Ansehen, wurde 1465 Bischof von Trient, als welcher er am 21. September 1481 starb. Wie viele bedeutende Leute gerade aus Oberhessen zu seiner und Heinrichs von Langenstein Zeit an der Wiener Hochschule als Professoren wirkten und die höchsten academischen Ehren einnahmen, legte Herr Professor Schröder aus Aschbachs Geschichte der Universität Wien dar.

III. Vortrag am 2. December 1893.

Herr Professor Dr. von Drach sprach »über den Kirchenschatz bei St. Elisabeth in Marburg und seine Schicksale.«

Auf Grund umfassender Quellenstudien in dem hiesigen Staatsarchive, in den Archiven zu Stuttgart, Wien, München, Mergentheim und mit Berücksichtigung der einschlagenden, oft sehr entlegenen gedruckten Litteratur gab der Vortragende, dessen Studien unsere hessische ältere Kunstgeschichte u. a. auch eine umfassende quellenmässige Arbeit über den Silberschatz der hessischen Landgrafen und seine Schicksale verdankt, ein greifbares Bild von dem fast märchenhaften Reichthume der Elisabethkirche an goldenen und silbernen Geräten, Paramenten, Prachtgewändern, Teppichen und beim Gottesdienst sowohl als zur Ausschmückung der Kirche verwendeten Gegenständen. Aber, von all dieser Pracht, welche mit jeder Cathedrale wetteifern konnte, ist kaum noch ein Stück vorhanden. Jedoch, nicht Landgraf Philipps Reformation, nicht die Säcularisirung des Deutschordens hat diese Schätze vernichtet, sie sind durch die Deutschordensmeister selbst verschleppt und zerstreut, wie der Vortragende an der Hand der vorhandenen Inventare und Protocolle urkundlich nachwies. Herr Professor v. Drach ging von der Bedeutung der unter die Obhut des Deutschordens ge- [gestellten]

 

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