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hatte, füllte Herr Pfarrer Heldmann aus Michelbach diese unfreiwillige Pause durch Mitteilungen über das adelige Geschlecht derer von Linden oder Schlaune von Linden aus, welche seit 1129 vorkommen und sich in zwei Linien theilen, eine Hessische und eine Münsterische, die derselbe wegen des Wappens, (drei an den Stielen zu einem Schächerkreuze zusammengefügte Lindenblätter), für identisch erklärte. Die hessische sei mit Gebhard Schlaun 1636 erloschen, ihre hessischen Lehen habe Landgraf Georg II. an seinen Forstmeister von Schetzel zu Romrod, die ysenburgischen seinem Rathe und späteren Kanzler Dr. phil. Ludwig Fabricius, dem Anherrn [Ahnherrn] der heutigen Grafen von Fabrice, gegeben, aus welchen der verstorbene königl. sächsische Kriegsminister Alfred von Fabrice hervorgegangen; die Allode seien von einer Tochter Gebhards an die Familie Schrautenbach gen. von Weitelshausen, welche die Badenburg besassen, gekommen. Merkwürdigerweise habe die Familie von Linden auch mehrere Zehnten zu Wolkersdorf und an anderen Orten bei Frankenberg in alter Zeit besessen, welche sie 1336 an den Pfarrer Friedrich von Bicken zu Christenberg verkauft habe. Aus der münsterschen Linie habe sich Jost Schlaun von Linden im schmalkalder Kriege auf Seiten des Kaisers ausgezeichnet bei Salzungen und sei 1546 deshalb in den Reichsadel, und der letzte dieser Linie, Gerhard Moritz, welcher als kaiserl. österreichischer Generalfeldzeugmeister 1825 das Geschlecht beschlossen, und durch seine Heirath mit einer Gräfin von Keglevich die Herrschaft Besanesp in Croatien ererbt habe, 1790 in den Reiehfreiherrnstand erhoben worden. Des letzteren Tochter habe diese Herrschaft einem Freiherrn Franz von Ottenfels zugebracht. — Schon frühzeitig trat der grössere Theil der Theilnehmer den Rückweg nach Giessen zu Fuss an. Dort traf man sich alle wieder im Rathhause, wo die reiche Alterthumssammlung des Geschichtsvereins besichtigt wurde. Diese Sammlung ist nicht so umfangreich wie die Marburger, aber sie ist vielseitiger, weil sie auch römische und prähistorische Stücke umfasst, welche Kategorien grundsätzlich aus unserer Sammlung ausgeschlossen sind, da hierfür die Kasseler und Hanauer Sammlungen bestimmt sind.

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