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LVIII

[Grenzanlagen] lagen, insbesondere das Kastell Oberflorstadt, verraten nach Koflers Berichten deutlich, dass sie auch früher als der definitive Grenzabschluss angelegt sind. Als man dann auf weitere Annexionen verzichtete, verband man die am meisten vorgeschobenen Ecken des besiedelten Gebietes durch möglichst gerade gezogene Grenzlinien, die jetzt durch Wall und Graben für Freund und Feind deutlich markiert wurden und gleichmässig als Zollgrenzen und Vorpostenlinien der befestigten Grenze dienten.

Wo, wie am Taunus, die Besiedelung nicht wesentlich über die frühere Grenzlinie hinausgegangen war, wurde der Grenzwall derselben einfach vorgelegt. Von der Capersburg an umschloss er das besetzte Gebiet in einer Anzahl geradliniger Abschnitte, innerhalb deren die alte Grenzfestung Friedberg ein militärisches und civiles Centrum mit nach allen neuen Grenzkastellen ausstrahlenden Strassen wurde. Wo die Besiedelung nur wenig über die Grenzkastelle vorgerückt war, da umgab man sie mit dem Wall, behielt aber die alten Kastelle bei. Da diese aber erheblich entfernt waren, so musste man näher dem Wall kleine Zwischenkastelle anlegen, die von dem Hauptkastelle aus mit Ablösungsmannschaft für längere Zeit belegt werden konnten. Daher diese von Herrn Kofler hervorgehobenen Eigentümlichkeiten des Nordwetterauischen Walles, der an sich genau mit dem Abschnitt Altenstadt-Grosskrotzenburg und dem schwäbischen Wall übereinstimmt. Von Grosskrotzenburg bis Wörth endlich wurde die alte Mainlinie einfach beibehalten und dann durch Benutzung des weiteren Mainstücks bis Miltenberg der Anschluss an den schwäbischen Limes gewonnen.

Wenn diese letztere Annahme richtig ist, so müssen sich auf dem Stück der Maingrenze von Grosskrotzenburg bis Wörth ebenso wie am Taunus ältere und neuere Anlagen neben einander finden. Und dies ist auch der Fall. Schon der Umstand, dass die Endkastelle dieses Abschnitts, Wörth und Grosskrotzenburg, von den ihnen nächst gelegenen Befestigungen, Trennfurt und Seligenstadt, nicht die üblichen 8 km, sondern nur 3 km entfernt sind, schien mir von jeher dafür zu sprechen, dass hier zwei verschiedene Verteidigungs- [Verteidigungssysteme]

 

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