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der Gemeinde, der mehrmals ihr Vorsteher gewesen war. Im Wechsel der Zeiten hieß dies Amt Haimburger, Adjunkt, Schultheiß und jetzt wieder Haimburger.

Bei der Consolidation, die schon 1780 vorgenommen worden zu sein scheint, wurde keine Karte verfertigt, die über diese Landesverhältnisse einen nähern Aufschluß hätte geben können. Auch war es den Leuten unbekannt,, wo sich Akten oder Urkunden darüber finden möchten.

Sehr ursprüngliche Agrikulturzustände kommen noch auf dem Westerwalde vor, z. B. im Dorfe Stein, welches auf dem Gipfel dieses Höhenzugs liegt. Die Gemarkung von Stein ist sehr groß; ein Theil der entferntesten Feldstrecken befindet sich noch im Gemeindeeigenthum und wird für gewöhnlich als Trieschland beweidet. Von Zeit zu Zeit ist es jedoch dem Boden vortheilhaft, wenn er umgebrochen und mit Hafer oder Flachs etc. bestellt wird. Von diesem zum Anbau bestimmten Feld könnte nun jeder „Burger“ seinen gleichen Antheil verlangen; allein dies pflegt nicht immer zu geschehen, weil die Gemeinde einen wahren Landüberfluß besitzt. So Viele sich betheiligen wollen, soviel Parzellen werden aus dem zur Vertheilung bestimmten bisherigen Trieschland geschnitten. „Auch die Schwiegersöhne“, sagte ein Bauer, „die noch bei den Schwiegereltern wohnen, halten mit“. Dann werden numerirte Loose in eine Mütze gethan, der Bürgermeister zieht und sucht die erstgezogene Nummer in der Bürgerliste auf. Der Reihe nach werden dann die Parzellen, der Bürgerliste folgend, den Einzelnen zugetheilt. Indessen scheint die Art der Verloosung an verschiedenen Orten verschiedenen Veränderungen zu unterliegen.

Die Verloosung geschieht auf 4 bis 5 Jahre. Zur Bestreitung der Gemeindeausgaben wird mitunter auf den Antheil eine Auflage von einem Gulden oder Thaler geschlagen.

In den Aemtern Marienberg und Hachenburg kommen ähnliche Verloosungen noch häufig vor. Unter anderm pflegt der Bürger aus der Gemeindewaldung sein „Loosholz“ zu erhalten. Die einzelnen Holzstöße sind numerirt; ebensoviele numerirte Loose sind in einer Kappe und werden von den Berechtigten gezogen.

Ueberhaupt ist das Loosen ein Nachklang aus der demokratischen Zeit Deutschlands. Nur bei vollkommner Gleichheit aller Loose ist diese Art der Vertheilung denkbar.“

Dr. Peez.    

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Druck von W. G. Riedel in Wiesbaden.

 

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