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war der Kopf rund, die Krämpen waren lang, oval und vorn und hinten, wenn ich mich recht entsinne, etwas eingebogen. Auf einem alten Bilde in Aldein sind Leute in grünen Röcken und Hüten dargestellt, wie sie einst im Paseyer und im Dux gebräuchlich waren; ich vermuthe jedoch, daß dies nur eine allgemeine Schützentracht gewesen ist.

Aldein mit 1000 und Radein mit etwa 250 ziemlich wohlhabenden Einwohnern fällt deßhalb außer den Kreis unsrer Beobachtung, weil sie offenbar den ursprünglichen Typus weit weniger rein erhielten als Deutschenofen und Egenthal. In Aldein ist der Menschenschlag mit wälschen Bestandtheilen gemischt, wie auch schon die Namen Dipauli und Franzelin beweisen, die neben Pichler, Heinz, Oberberger und Wieser am häufigsten vorkommen. Doch sind Sprache und Denkungsart gut deutsch.

Ueber Urkunden, die einen Fingerzeug gegeben hätten, konnte ich weder bei dem Doktor noch bei den Geistlichen der Gegend irgend etwas erfragen. Was die Sprache betrifft, so kann man nicht umhin, sie der Schriftsprache ähnlicher zu finden, als die andern Mundarten Tirols, und Thaler, der verdienstvolle Verfasser einer neuen Geschichte Tirols, findet hierin einen Grund, die Bewohner des Rökelngebirgs von jenen 20,000 Sachsen herzuleiten, die mit den Longobarden nach Italien gewandert sind. Allein Paul Warnefried erzählt, daß alle Sachsen wieder aus Italien in ihre Heimath zurückkehrten, weil die Longobarden sie nicht nach ihren sächsischen Gesetzen leben ließen. Freilich sagen die Bewohner unseres Gebirgsländchens in angelsächsischer Weise wöll (wohl), after ( nachher) und ham (heim); allein die beiden ersten Ausdrücke finden sich in vielen Alpenthälern und das „ham“ statt des sonst in Tirol gebräuchlichen bojoarischen „hoam“ könnte ebenso gut auf hessische Abstammung hinweisen. Dem würde auch der Umstand nicht widersprechen, daß sie ziemlich rein reden, so „hochdeutsch,“ daß sich ihre Nachbarn nicht selten darüber ärgern. Denn auch der hessische Dialekt nähert sich mehr der Schriftsprache als der alemanische oder bojoarische. Auch darf man nicht vergessen, daß die Bewohner von Grenzländern, wenn sie anders geistig tüchtig und regsam sind, gerade am meisten das Bedürfniß einer reinen Sprache fühlen, die sie zum wirk-[samen]

 

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