..

55

 

einem Thurm führen, und zogen selbst mit, unter Begleitung eines zahlreichen bewaffneten Haufens. Die 13 „lagen in dem Thurm betrübtesten Herzens bis auf den dritten Tag.“ Noch am selben Tage mußten die andern von den 129 ihre Waffen abliefern. Dazu wurden sie gezwungen unter der Androhung, daß man ihnen sonst „Leib und Gut nehmen wolle.“ Mehrere Häuser wurden geplündert, darunter der Hof zum Gensfleisch. Friele verlor mit andrer Habe „seine Kühe, seine Schweine.“ [ Man sieht, daß es in seiner Ritterburg an Kuh- und Schweineställen nicht fehlte. ]

Die Patrizier, wie es scheint, waren nicht einig, nur die jüngern zum Kampf, zu einem Schlage gegen das, was vereinbart worden, entschlossen. Friele Gensfleisch z. B., obwohl die Massen von ihren Führern hernach gegen sein Haus gehetzt wurden, scheint sich nur aus Vorsicht bewaffnet zu haben, um bei dem Tumult auf alle Fälle besser gesichert zu sein. Er gehörte nicht zu den 129 und wanderte nicht aus. (Andrer Meinung ist Schaab, Buchdruckerkunst Th. 2, S. 6.)

Die 129 zogen aus der Stadt, um, wie sie sich ausdrückten, „um daß wir desto baß uns und unsere Freunde berathen und gehelfen mochten, ihre Ehr und unsre Ehr zu verantworten.“ Beide Theile, die Gemeinde und die Ausgewanderten, brachten ihre Sache vor den Kaiser. Die letztern sandten in einer „Ansprache“ ihre Beschwerden an die Gemeinde schriftlich ein. Wiederholt ward eine Vereinbarung versucht, jedoch erst zu Ende des darauffolgenden Jahres (am heiligen Abend 1333) kam eine „Rachtung“ zu Stande.

Aber sehr bald nach der Auswanderung der 129, schon am 24. November 1332, verstand sich der Rath zu einer neuen Ueberkunft, worin die, der Gemeinde am 4. August gemachten Concessionen noch erweitert wurden. Durch die neue Vereinbarung bekamen die Zünfte definitiv Theil am Regiment; die „Alten“ behielten nur den halben Rath. Die Patrizier oder „Geschlechter“ mußten nun mit der Gemeinde die Gewalt theilen. Die erstern wählten 29 Rathsmitglieder und ebensoviel die Gemeinde.

Die alte Verfassung war gebrochen, zu Ende das ausschließliche Regiment der Patrizier, wenn sie auch Anfangs immerhin noch überwiegenden Einfluß gehabt haben mögen.

Die Uebereinkunft oder der „Sühnbrief“ kam unter

 

..