Zweigvereine 39 ob die Erde eine Scheibe oder eine Kugel sei, war im Mittelalter weitgehend geklärt, wie Schriften der Gelehrten belegen. Isidor von Sevilla, der als einer der einflussreichsten Gelehrten des Mittelalters gilt, sprach bereits von „Erdenrund“ und „Globus“. Eine Zonenkarte von Macrobius aus dem 11. Jahrhundert zeigt sogar eine Aufteilung der Erdkugel in Klimazonen von der Arktis über den Äquator bis zur Antarktis. Schon im 5. und 6. Jahrhundert v. Chr. hatten Schüler von Sokrates die Botschaft verbreitet, dass die Erde eine Kugel ist. 200 v. Chr. wurde erstmals der Umfang der Erde mit (in aktuelle Maße umgerechnet) 39.700 Kilometern berechnet, was dem tatsächlichen Umfang von 40.057 Kilometern schon sehr nahekommt. Die noch heute oft verbreitete Idee, dass im Mittelalter die Ansicht herrschte, die Erde sei eine Scheibe, kann man daher als Unsinn ansehen. Zur Sprache kam zudem eine Auswahl verschiedener Weltkarten. Darunter die Londoner Psalterkarte, die auf das Jahr 1269 datiert wird. Eine der detailliertesten Karten ist die Hereford Karte, datiert auf das Ende des 13. Jahrhunderts. Interessant ist, dass auf dieser Karte neben geografischen auch biblische und mythologische Orte, Wesen und Ereignisse abgebildet sind. Darunter auch der Garten Eden, die Gog und Magog, verschiedene Fabelwesen und Wundervölker. Grimm erwähnt außerdem den ältesten noch erhaltenen Globus der Welt. Der Behaim-Globus wurde 1492 in Nürnberg gefertigt, daher fehlt, obwohl die Proportionen weitestgehend stimmen, der amerikanische Kontinent, da Kolumbus noch nicht von seinen Entdeckungen zurück war. Erst 1507 erscheint Amerika erstmals auf der „Waldseemüllerkarte“. Joselyn Grimms durch zahlreiche Bilder illustrierter Vortrag hat einen interessanten Einblick in einen zu Unrecht wenig beachteten Bereich ermöglicht. Im Zeitalter von GPS ist es aber gerade wichtig, sich den Anfängen der Kartographie zu besinnen. Dr. Michael Lapp / Christine Raedler Joselyn Grimm bei ihrem Vortrag (Foto: ZV Gelnhausen)