Zweigvereine 337 Von Sir James - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15432862 Stadt und Schloss Biedenkopf T E UND LANDESKUNDE KASSEL 1834 E .V. Burg Biedenkopf entstand im 12. Jahrhundert. Die Burg ist vermutlich eine Gründung der Landgrafen von Thüringen, die unterhalb der Anlage um 1231 auch eine Stadt anlegten. Nach dem Aussterben der Thüringer 1247 kamen Burg und Stadt zur Landgrafschaft Hessen, wo sie über 600 Jahre verblieben. 1335 wurde die Stadt Biedenkopf um eine Neustadt erweitert. Die ungewöhnliche Größe des neuen Marktplatzes weist auf die wirtschaftliche Bedeutung hin. Wichtige Gewerbe waren Tuchmacherei und Schuhmacher. Die vom 14. bis zum 15. Jahrhundert hatten die Herren von Breidenbach eine beherrschende Stellung in der Stadt. Sie förderten insbesondere das kirchliche Leben durch die Erweiterung der Stadtkirche um 1400 und die Gründung eines Hospitals 1417. Zwischen 1455 und 1483 wurde auf der Burg ein repräsentativer Palas errichtet. Seither wird die Burg als Schloss bezeichnet. 1610 entstand in der Stadt ein neues landgräfl iches Amtshaus, das „Schenkbarsche Haus“, heute das älteste Haus Biedenkopfs. Es beherbergt das Ikonenmuseum. Nach dem 30-jährigen Krieg kam Biedenkopf zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, was der Region die Bezeichnung „Hinterland“ eintrug. 1866/67 fiel Biedenkopf an das Königreich Preußen. Erst der Bahnanschluss 1883 brachte wirtschaftlichen Aufschwung. Zwar verlor Biedenkopf 1974 den Status der Kreisstadt, ist jedoch ein von Touristen gern besuchter Ort. Philipp-Soldan-Stadt Frankenberg T E U N D L A N D E S K U N D E 1 8 3 4 E . V . Zum sechsten Mal in seiner 186-jährigen Geschichte – nach 1891, 1911, 1956, 1971 und 1989 – lädt der Verein für hessische Geschichte und Landeskunde seine Mitglieder zur Jahresversammlung in die altehrwürdige Stadt Frankenberg an der Eder ein, die sich seit 2018 Philipp-Soldan-Stadt nennen darf. Nur wenige Meter vom Tagungsort entfernt erhebt sich über dem Marktplatz das zehntürmige Rathaus von 1509, welches zu den schönsten Rathäusern des Hessenlandes zählt und für das der Steinbildhauer, Holzschnitzer, Formenschneider und Maler Philipp Soldan (1500– 1570) die Knaggen-Figuren und die Justitia geschaffen hat. Als »Bildhauer der Reformation« ist Soldan in die Kunstgeschichte eingegangen, und wenn man ihn sicherlich auch nicht ganz auf eine Stufe mit Lucas Cranach stellen kann, so gehört Philipp Soldan doch zweifellos zu den großen Künstler-Propagandisten der neuen Lehre Martin Luthers. Am bekanntesten und am weitesten verbreitet sind die von ihm gestalteten Ofenplatten mit ihren vielfach biblischen Motiven, was einen Kunsthistoriker von den » Bibeln in Eisen« sprechen ließ. Zwei Dutzend Museen und Schlösser, bis hoch in den Norden Europas, haben Soldan-Ofenplatten in ihren Sammlungen. Gegossen wurden sie hauptsächlich in den Hütten des nahegelegenen Klosters Haina, für die Soldan die Modeln lieferte. In der monumentalen Kirche der ehemaligen Zisterzienser abtei hängt eine Ikone der Reformation in Hessen, ebenfalls geschaffen von Philipp Soldan – der sogenannte Philippstein, welcher die Stiftung der hessischen Hohen Hospitäler durch Landgraf Philipp den Großmütigen zwischen 1533 und 1542 verherrlicht. Häufi g reproduziert nimmt er einen hervorragenden Platz im historischen Gedächtnis Hessens ein. Selbstverständlich beherbergt auch seine Heimatstadt Frankenberg eine große Auswahl an Soldan-Werken. Sie konzentrieren sich vornehmlich in den Räumlichkeiten des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters St. Georgenberg, das heute als Museum dient. Ausgestellt sind u. a. 30 lebenspralle Balkenköpfe von der früheren Empore der Stadtkirche (Liebfrauenkirche). Sie sind 1529 entstanden und zählen zum Frühwerk Soldans. Auch eine reiche Sammlung seiner Ofenplatten lässt sich hier bestaunen. Balkenkopf von Philipp Soldan (1529) Foto: Karl-Hermann Völker, ZV Frankenberg