Zweigvereine 65 bereits seit 1972. Der 78-Jährige stellte sich nicht mehr zur Wahl. Stellvertretender Vorsitzender bleibt Werner Keller, Schriftführer Hartmut Denecke und Schatzmeisterin Ingrid Breiding. In das Gremium der Beisitzer rückt Thomas Lotze nach. Wiedergewählt wurden Karin Roßberg, Dr. Susanne Rappe-Weber und Sigrid Reuß. In seinem Rechenschaftsbericht hob Eckhardt Rohde das kontinuierliche Angebot an Veranstaltungen hin, welches der Verein seit über 50 Jahren macht. Höhepunkte im abgelaufenen Jahr waren Fahrten nach Erfurt und eine Exkursion durch das Obereichsfeld. Rohde konnte erfreuliches vermelden: in einer Zeit, in der es Vereine im ländlich Raum immer schwerer haben, konnte der Zweigverein Witzenhausen des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde seine Mitgliederzahl stabil halten. Darüber hinaus erfreut sich der Verein einer soliden Kassenlage, wodurch er in der Lage ist, die zum Stadtjubiläum 2025 geplante Chronik zu unterstützen. Witzenhausen dann wird 800 Jahre alt. Beim Erntefestzug 1937 flatterten die Hakenkreuzfahnen am Markt, im Rathaussaal hingen die Bilder der neuen Ehrenbürger Hitler und Hindenburg: Schlaglichter aus den braunen Lebenswelten, die Stadtarchivar Matthias Roeper bei einer Veranstaltung des Geschichtsvereins am 18.2.2020 vor rund 80 Zuhörern gab. Roeper stellte Entwicklungen im Reich denen in Stadt und Kreis Witzenhausen gegenüber. Der rasante Aufstieg der NSDAP wurde regional noch übertroffen. Bei den Reichstagswahlen 1930 lag ihr Stimmenanteil bei 18,3 %, im Kreis Witzenhausen aber schon bei 22,6 %. 1933 verzeichnete man im Reich 43,9 %, im Kreis aber 56 %. Fazit von Roeper: In Stadt und Kreis Witzenhausen sei die Erde schon vor 1933 braun gewesen. Die Menschen hätten aus freien Stücken ihr Kreuzchen gemacht.1935 bezeichnete der Witzenhäuser Landrat Beckmann die politische Lage als zufriedenstellend, die Besserung der Arbeitsmarktlage und die Wehrpflicht hätten das Vertrauen zum Führer gerechtfertigt. Die Bevölkerung stehe bis auf wenige Ausnahmen hinter dem Führer. Lesenswertes in Auswahl Stadt unterm Hakenkreuz. Vortrag im Zweigverein Witzenhausen Bereits 1935 hatte der Kreisausschuss beschlossen, jüdische Unternehmen von Lieferungen auszuschließen. Durch Verfügung der Gestapo Kassel wurden Juden bestimmte Geschäfte zum Einkauf zugewiesen, es gab Durchsuchungsaktionen nach Hamsterware bei jüdischen Bürgern durch die Polizei, auch mit Unterstützung der Feuerwehr. Juden durften erst nach den „arischen Mitbürgern“ einkaufen. Zu den braunen Lebenswelten gehörten Aufmärsche von NSDAP und nachgeordneten Organisationen im Stadion, Sammlungen des Winterhilfswerkes im Rathaus und am Markt. Beim nationalen Erntedanktag marschierte man zu Kundgebungen nach Unterrieden und Ermschwerd. Bauern wurden für die „Volksgemeinschaft“ zu „Soldaten der Scholle“. Im Stadtarchiv lagert eine tausend Seiten umfassende Akte als Relikt der braunen Zeit – laut Roeper ein Dokument der Unmenschlichkeit. Sie enthält Angaben über die Unterdrückung und Verfolgung der Juden in der Stadt – einschließlich der Namen der Deportierten. Werner Keller, ZV Witzenhausen
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