Zweigvereine 63 Im Mittelalter familiäre Beziehungen zwischen den Grafenfamilien von Nidda und Ziegenhain, heute freundschaftliche Kontakte zwischen Geschichtsinteressierten beider Herrschaftsgebiete: So war eines der Highlights des Jubiläumsjahres 2017 ein Umzug in historischen Kostümen und mit ortsgeschichtlichen Szenen unter dem Motto „Stadtluft macht frei“ unter Beteiligung von Niddaer und Lißberger wie von nordhessischen Akteuren aus dem Schwalmstadt- Treysaer Umfeld. Jetzt konnte der Vorsitzende des Vereins Heimatmuseum Nidda, Reinhard Pfnorr, zur Eröffnung einer Ausstellung begrüßen, die bis 28. April dort zu sehen ist: „Wandgemälde im Schloss zu Ziegenhain von dem Hofmaler Michel Müller 1542–1616“. Es referierte Hans Merle vom Geschichtsverein Schwalm, der sich intensiv mit der Geschichte des Gebäudes, später der Festung befasst und das Buch „Das alte Schloss zu Ziegenhain, Gefängnis und Stockhaus 1040 bis 1840“ verfasst hat. Den Kontakt zu ihm und dem Geschichtsverein Schwalm hält insbesondere der stellvertretende Vorsitzende des Niddaer Vereins, Martin Röhling, seit mehreren Jahren. Merle war im kaufmännischen Bereich tätig, war seit langem an Regionalgeschichte interessiert, und widmet sich als Ruheständler intensiv dieser Thematik und der Arbeit im Geschichtsverein. Er konnte Abbildungen spätmittelalterlicher Pläne des Schlossareals samt Nebengebäuden zeigen. Mit dem Tod Johanns II von Ziegenhain 1450 erlosch diese Grafenfamilie, die Herrschaft Ziegenhain kam zur Landgrafschaft Hessen. Merle wies auf Umbauten des Lesenswertes in Auswahl Heimatmuseum Ziegenhain eröffnet Frühjahr 2019 Sonderausstellung zum Hofmaler Michael Müller etwas außerhalb des Mauerrings gelegenen Schlosses unter Landgraf Ludwig II, beziehungsweise den Bau des neuen Schlosses unter Landgraf Philipp dem Großmütigen ab 1511 hin. 1536/37 begann die Innenausschmückung der Säle und Gemächer, zwischen 1537 und 1546 weitere Bauarbeiten, die die Anlage zur Wasserfestung machten. 1536 stellte der Landgraf einen Hofmaler ein: Michel Müller, ausgebildet in der Werkstatt des berühmt gewordenen kursächsischen Hofmalers Lucas Cranach d. Ä. Sogar das Jahresgehalt des Künstlers konnte Merle herausfinden: neben 16 Gulden, Hofkleidung und Hofkost unter anderem auch ein halbes Fuder Bier, eine Menge von 450 Litern! Müller soll auch im Schloss Melsungen tätig gewesen sein, schuf einen Plan der Stadt Kassel um 1547 in eigenwilliger Perspektive, entwarf für den Schmalkaldischen Bund eine Fahne und malte um 1570, also posthum, ein Porträt Landgraf Philipps, das als Abbildung ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist. 18 Abbildungen von Müllers Werken konnte Merle mitbringen. Sie sind im Original nicht mehr vorhanden. Während der Nutzung als Gefängnis bestand wenig Interesse an der Erhaltung von Kunstwerken. So war es ein Glücksfall, dass Müllers Nachfolger Hans Wilhelm Kirchhof sie kopierte und in einem Quartbuch abheftete. Wegen der verwandten Farben Grau und Gelb geht Merle davon aus, es seien Glasmalereien gewesen. Man kann sie sich aber auch als Wandfresken denken. Es sind zum einen Porträts von Ziegenhainer Grafen und hessischen Landgrafen sowie sächsischer Kurfürsten.
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