Zweigvereine 63
Der Schwerpunkt der Vorstandstätigkeit
lag im abgelaufenen Jahr auf der Vorbereitung
der Veranstaltungen zum 50-jährigen
Bestehen mit Festakt und Fotoausstellung
von Hartmut Denecke (siehe MHG 59/2018).
Als neues Mitglied konnte nach dem Jubiläum
Bürgermeister Daniel Herz gewonnen
werden.
Eine schmale Landstraße
zwischen
Kirchgandern
und Gut
Besenhausen wurde
nach 1945 zum Nadelöhr
für Abertausende
von Flüchtlingen
aus dem Osten:
Eine Schranke und ein
Schilderhäuschen mit
Hammer und Sichel –
das war die Grenzkontrollstelle
der sowjetischen
Besatzungsmacht. Daran erinnerte Dr.
Torsten Müller, Direktor der Eichsfelder Museen,
bei einer Veranstaltung des Geschichtsvereins
Witzenhausen am 15. Oktober 2018 vor 50
Zuhörern.
2,5 Millionen Menschen sollen sich innerhalb
der ersten drei Nachkriegsjahre in der Region
bewegt haben – das Eichsfeld fungierte
als Transitland. Kriegsheimkehrer, Vertriebene,
Flüchtlinge suchten eine bessere Zukunft
im Westen.
Weil die Bahnlinien durch Kriegseinwirkungen
unterbrochen waren, mussten die Menschen
ab Heiligenstadt zu Fuß weiter. Es waren
Elendsgestalten: schwer bepackt, mit Koffern
und Rucksäcken und manche nur mit einem
Persil-Karton. Die Eichsfelder, das verhehlte der
Historiker nicht, machten manchmal auch ein
Geschäft aus dem Schicksal der Menschen: Sie
Lesenswertes in Auswahl
Der große Treck nach Westen – Das Eichsfeld war nach Kriegsende Transitland
boten Transportdienste
mit Handwagen an,
und die gab es nicht
umsonst.
Der Bahnknotenpunkte
Leinefelde,
dies zeigen historische
Aufnahmen, glich einem
Heerlager. Schulen
und Scheunen
wurden für die Unterbringung
von Flüchtlingen
hergerichtet.
Und die Gemeindeverwaltungen konnten
Zwangseinquartierungen
anordnen. Im Schnitt
blieben die Durchziehenden
zwei Wochen in
der Region. Erste Station im Westen war das
Lager Friedland. Etliche der Vertriebenen blieben
im Osten hängen, laut Müller war ein Viertel
der späteren DDR-Bevölkerung zugezogen.
Der Referent warf die Frage auf, ob die Integration
der Menschen gelungen sei. Den Vertriebenen
schlugen Vorbehalte entgegen, doch
mit der Zeit sorgten etwa Ehen zwischen Schlesiern
und Eichsfeldern für die Assimilation.
Müller schlug eine Brücke nach Witzenhausen:
Pfarrer Josef Streb wechselte nach Heiligenstadt
und wurde hier Bischöflicher Kommissarius.
Sein Vorgänger war der spätere Fuldaer
Bischof Adolf Bolte, der militärische Aktionen
im Eichsfeld verhinderte.
Werner Keller
Referent im Haus Hildegard: Dr. Torsten Müller (links),
hier mit dem Vorsitzenden des Geschichtsvereins
Witzenhausen, Eckhard Rohde (Foto: Werner Keller)
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