58 Zweigvereine
stabil halten: 108 Mitglieder weist die Statistik
für 2016 auf, die Vorstandsmitglied Hartmut
Denecke bei der Mitgliederversammlung
am 21. Februar 2017 im Haus Hildegard erläuterte.
Dazu gehören allerdings auch korporative
Mitglieder (andere Vereine und Kommunen).
Gleichwohl rief der wiedergewählte
Vorsitzende Eckhard Rohde dazu auf, neue
und jüngere Mitglieder zu werben.
An den Vorträgen und Exkursionen nahmen
im vorigen Jahr 392 Personen teil, damit
kommt man im Schnitt auf 40 Gäste pro
Veranstaltung. Dies deutet darauf hin, dass
Stadt- und Landesgeschichte nach wie vor interessieren.
Herausragende Aktivitäten im vorigen Jahr
waren eine Fahrt nach Paderborn und eine
gemeinsame Veranstaltung mit dem Werratalverein
zum Jubiläum der Gelstertalbahn im
Capitol-Kino. Im ersten Halbjahr 2017 sollen
Gotha mit Schloss Friedenstein und der Inselsberg
im Thüringer Wald Reiseziel sein. Ein
Lob gab es für Schatzmeisterin Ingrid Breiding
wegen der guten Kassenlage.
Das Dorf Mackenrode im Eichsfeld, unweit
der Grenze zu Hessen gelegen, hat
300 Einwohner. Sieben davon waren für
die Stasi als inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig.
Das heißt, auf 45 Bewohner kommt ein
Spitzel. Diese Zahlen nannte der Historiker
Dr. Torsten W. Müller, Leiter des Eichsfelder
Heimatmuseums, bei einer Vortragsveranstaltung
des Geschichtsvereins Witzenhausen
am 7. Mai 2016. Müller ist in Mackenrode
beheimatet und hat 2011 im Zuge der
Erstellung der Chronik auch das Stasi-Kapitel
erforscht. Er geht davon aus, dass das
Wirken des Geheimdienstes zur Zeit der DDR
auf unterster Ebene bisher kaum erforscht
ist. 27 Jahre nach dem Zusammenbruch der
DDR tue sich hier ein weites Feld auf. „Die
hohe Dichte der Bespitzelung ist auffallend“,
stellte der Referent fest. Die Art und Weise,
Mitarbeiter für den Geheimdienst zu werben,
war unterschiedlich. Überzeugte Kommunisten,
aber auch Personen, die sich am
Arbeitsplatz etwas zuschulden kommen ließen,
waren geeignete Subjekte. Zitat aus den
Akten der Stasi-Unterlagenbehörde: „Sollte
Lesenswertes in Auswahl
Stasi hatte Ohren überall – Wirken auf Dörfern noch kaum erforscht
er nicht bereit sein, mit uns zusammenzuarbeiten,
so kann er unter Druck angeworben
werden.“
Wichtig war dem Geheimdienst die schriftliche
Verpflichtungserklärung – „die Mitarbeit
im Ministerium für Staatssicherheit sei
für die Sicherung der DDR“ notwendig. Spioniert
wurde im Gasthaus und im Gottesdienst.
Stets ging es nach Einschätzung von Müller
darum, Einschätzungen über Personen zu gewinnen.
War er / sie zuverlässig oder ein eher
unsicherer Kantonist im SED-Staat? Ein Bericht
über die Sonntagspredigt des Pfarrers
landete zuverlässig bei der Stasi-Kreisdienststelle
in Heiligenstadt. Ein Stasi-Mann aus
Mackenrode war sogar im West-Einsatz. Er
sollte im Vorfeld des Brandt-Stoph-Treffens
1970 die Stimmung bei den Menschen in der
hessischen Grenzregion auskundschaften.
Vor Weihnachten erging der Auftrag, Volkes
Einschätzung der Versorgungslage im Eichsfeld
zu erkunden. Bilanz von Historiker Müller:
„Es gibt wohl keinen Lebensbereich, der
nicht ausgeforscht wurde.“
Werner Keller
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