4 Der Leitaufsatz zum Umschlagbild
Bestand der Universitätsbibliothek Marburg
und werden gemeinsam mit der Quittung präsentiert.
Einblick in die tägliche Verköstigung
gewährt ein Speisenplan der Stipendiatenanstalt
von 1570 7.
Exkurs: Das Marburger Religionsgespräch
In Marburg, wo 1527 die Landesuniversität
ihren Betrieb aufgenommen hatte, fand zwei
Jahre später das wichtige Marburger Religionsgespräch
statt. Landgraf Philipp lud die
wichtigsten Vertreter der unterschiedlichen
reformatorischen Gruppen ein. Das Konzept
der Einladung an Martin Luther und Philipp
Melanchthon
hat sich in den Beständen des
Hessischen Staatsarchivs Marburg erhalten
und bildet den Auftakt des kleinen Exkurses
innerhalb der Ausstellung8. Deren Zusage zur
Teilnahme9 sowie die des Schweizer Reformators
Ulrich Zwingli10 folgten im Juli 1527. Die
handschriftliche Fassung der Marburger Artikel
mit den zehn originalen Unterschriften zeigt –
als eines der Leitobjekte der Ausstellung – das
Ergebnis dieser Verhandlungen11. Man einigte
sich in wesentlichen Fragen; ein gemeinsames
Abendmahlsverständnis fand man nicht.
Neuordnung der Kirche – Veränderung im
Schulwesen
Mit der Einführung der Reformation in den
verschiedenen Territorien fand auch die Neuordnung
des Kirchenwesens in den nun protestantischen
Gebieten statt, die sich ebenso
auf das gesamte Bildungssystem auswirkte.
Philipp Melanchthons Werk „Unterricht der
Visitatoren“ steht stellvertretend für diesen
Prozess, der durch die Visitationen der Gemeinden
und das Ringen um neue Kirchenund
Schulordnungen geprägt war. Er selbst
hat die Etablierung und Festigung der Reformation
etwa in Sachsen und besonders
in Wittenberg maßgeblich beeinflusst. Zur
Überprüfung des Vorankommens der Reformation
kontrollierte man die Gemeinden
und Pfarrer, deren Arbeit und Lebenswandel
sowie die Qualität des stattfindenden Unterrichts.
In der Landgrafschaft Hessen kam
es zur Einführung der Konfirmation und des
Ältestenamtes in den Gemeinden, festgehalten
in der Ziegenhainer Zuchtordnung12.
Adam Krafft als Generalvisitator und Landesbischof
sowie der Reformator Martin
Bucer waren für Hessen von zentraler Bedeutung.
Im Bereich der Mädchenbildung
gibt der Auszug eines Ratsprotokolls aus
dem Marburger Stadtarchiv Auskunft über
die Existenz einer privaten Mädchenschule13
und beleuchtet zusammen mit ebenfalls
ausgestellten Dokumenten über gerichtliche
Auseinandersetzungen zwischen Lehrpersonen14
den schulischen Alltag.
Bildung und Konfession
Die Zeit nach der Teilung der hessischen
Landgrafschaft steht im Mittelpunkt des letzten
Teils der Ausstellung. Sie war geprägt
von der Einführung der Verbesserungspunkte
des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel,
vom Dreißigjährigen Krieg und den Auseinandersetzungen
zwischen den beiden Landgrafenhäusern
in Kassel und Darmstadt, die zur
Existenz zweier Landesuniversitäten in unmittelbarer
Nachbarschaft führten. Das Universitätsarchiv
Gießen stellt Leihgaben aus der
Zeit ab 1605 zur Verfügung, als im Zuge der
Einführung der zweiten Reformation durch
Landgraf Moritz Marburger Professoren nach
Gießen
ausweichen mussten und Landgraf
Ludwig V. dort ein „Gymnasium illustre“15 und
später die hessen-darmstädtische Landesuniversität
gründete. Zu diesem Bereich existieren
auch im Staatsarchiv Darmstadt wichtige
vorherige Seite  -  zurück  -  nächste Seite
 
 
vorherige Seite  -  zurück  -  nächste Seite