Aus der Arbeit des VHG 51
Lesenswertes in Auswahl
Wo Kaiser Barbarossa schläft. ZV Witzenhausen
erkundet Burgen am Kyffhäuser
Das 81 Meter hohe Kaiser-Wilhelm-Denkmal
auf dem Bergsporn des Kyffhäuser-Gebirges
ist weithin sichtbar. Es gehört mit dem Niederwalddenkmal,
dem Hermannsdenkmal und dem
Völkerschlachtdenkmal zu den größten und bekanntesten
Gedenkbauwerken in Deutschland.
Doch die Region an der Nahtstelle zwischen
Thüringen und Sachsen-Anhalt hat historisch
mehr zu bieten. Das erfuhren die 40 Teilnehmer
einer Exkursion des Zweigvereins Witzenhausen
am 16. September 2013 bei einer Tagesfahrt,
die von Vorstandsmitglied Kurt Dräbing
perfekt vorbereitet worden war.
Erste Station war die Pfalz Tilleda, eine Teil-
Konstruktion einer befestigten Anlage aus der
Zeit von etwa 900 bis Ende des 12. Jahrhunderts.
Für mehr als 200 Jahre war sie Aufenthaltsort
mehrerer Kaiser aus den Geschlechtern
der Ottonen, der Salier und der Staufer. Vor allem
ist man stolz auf Kaiser Friedrich I., genannt
Barbarossa, der hier ein Heer für einen
Kriegszug zusammen gestellt hatte. Zur Gesamtanlage
gehören Unter- und Mittelburg sowie
die Oberburg.
Das Kyffhäuser-Denkmal steht auf großen
Teilen der Mittelburg und wurde von 1890 bis
1896 erbaut. Von seinem Platz aus hat man
einen weiten Blick bis zum Nordharz und ins
Mansfelder Land.
Die Anregung zum Bau kam von Landes- und
Kriegervereinen der deutschen Fürstentümer,
federführend war der Preußische Kriegerverein
1786. Finanziert wurde das Bauwerk durch
Spenden der Mitglieder, die einzelnen Kriegervereine
schlossen sich 1900 zum Kyffhäuser-
Bund zusammen, der damals auf die beachtliche
Zahl von 2,7 Millionen Mitgliedern kam.
Eigentlicher Gedanke für die Gründung der
Kriegervereine war die Bildung sozialer Netzwerke
für die aus der Armee ausgeschiedenen
und in Not geratenen Soldaten der mittlere und
unteren Laufbahnen.
Die Denkmale, die an etlichen Standorten in
Deutschland errichtet wurden, sollten Ausdruck
der 1871 wieder gewonnen Reichs-Einheit sein.
Anderseits sollten sie dazu ermahnen, auf inneren
Zwist zu verzichten.
Im Denkmal befindet sich die in Sandstein
gemeißelte Figur von Friedrich I. Barbarossa,
der soeben erwacht erscheint. Barbarossa,
so Reiseleiter Dräbing, war der Inbegriff kaiserlicher
Macht im Hochmittelalter. Er hatte so
viel Macht wie kein anderer Herrscher. Nach einer
Mittelalterlichen Sage schläft Barbarossa
tief unten im Berg und soll eines Tages wieder
kommen, die Fürsten vereinen und ein neues,
großes Reich bilden.
Von Kritikern wird das Denkmal – zur Anlage
hört auch ein Reiterstandbild Wilhelm
I. – heutzutage als Ausdruck wilhelminischen
Größenwahns eingestuft – es entsprach dem
damaligen Zeitgeist. In diesem Jahr (2013) wird
das Denkmal aufwändig saniert, 2014 steht es
wieder in vollem Umfang zur Verfügung.
Werner Keller
Die Teilnehmer an der Exkursion ins Kyffhäuser-Gebirge
am 18. September 2013. Foto: Werner Keller
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