Der Leitaufsatz zum Umschlagbild

1100 Jahre Kassel
Der VHG und das Stadtjubiläum

Im Rahmen von „Kassel 1100“, den Jubiläumsfeierlichkeiten der Stadt aus Anlass der Ersterwähnung Kassels am 18. Februar 913, hat der „Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde Kassel 1834 e. V.“ seinen Dachverband, den „Gesamtverein der Deutschen Geschichts- und Altertumsvereine e. V.“ eingeladen, den 40. Tag der deutschen Landesgeschichte am 13. bis 15. September 2013 in Kassel abzuhalten. Wir wollen diesen Tag gemeinsam mit unserem „Tag der Hessischen Landesgeschichte 2013“ begehen. Thema, auch des Wissenschaftlichen Kolloquiums, soll sein „Residenz- und Hauptstadt – Entwicklung und Typologie einer besonderen Ausprägung deutscher Stadtkultur“. Am 14. September 2013 findet zusätzlich der von der Stadt Kassel organisierte große Stadtumzug statt.
Die Tagung soll die Eigenart und besondere Leistung der Residenz- und Hauptstädte – Beschrieben werden auch die europäischen Residenz- und Hauptstädte, beispielsweise Turin oder Nancy – herausstellen und analysieren. Anders als die Hauptstädte der westeuropäischen Monarchien wie Paris oder London waren diese meist kleiner, überschaubarer, oft abseits gelegen. Dennoch wurden sie Zentren von Kultur und internationalen Beziehungen. Schon Johann Wolfgang von Goethe charakterisierte Kassel in diesem Zusammenhang gegenüber Eckermann (1828): „Nun denken Sie aber an Städte wie Dresden, München, Kassel … Denken Sie an die großen Lebenselemente, die diese Städte in sich selber tragen, denken Sie an die Wirkungen, die von ihnen auf benachbarte Provinzen ausgehen und fragen Sie sich, ob das alles sein würde, wenn sie nicht seit langen Zeiten Sitze von Fürsten gewesen wären.“ Dabei kann für viele dieser Städte gelten, was Adolf von Menzel von Kassel 1847 behauptete: „Kassel ist anerkannt eine schöne Vereinigung des Meriten von Krähwintal und der Prätentionen von wenigstens Berlin.“
Kassel kann als besonders anschauliches Beispiel der Haupt- und Residenzstadt eines mittleren deutschen Territoriums dienen. Schon bei der Ersterwähnung im Jahr 913 war Kassel mit dem Aufenthalt König Konrads I. ein Ort überregionaler Bedeutung. Von der Residenz der Landgrafen von Hessen seit 1277 gingen die staatsbildenden Kräfte aus, die zum heutigen Bundesland Hessen führten. Immer wieder wurden die Einwohner der Stadt Teil und Zeugen großer Geschichte: Reformation und Renaissance, die Aufnahme der Hugenotten, Barock und Aufklärung schufen ein Kulturzentrum von europäischem Rang. Kurfürsten, Könige und Kaiser kamen und gingen. Kasseler Bürger kämpften für Recht und Demokratie wie Schomburg oder Scheidemann. Erfinder und Unternehmer wie Papin oder Henschel schufen Wohlstand und Fortschritt, gegründet auf Arbeit und Fleiß der Kasseler Bürger.

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