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Therese Keiter, gen. M. Herbert,

eine Melsunger Dichterin

 

Am 20. Juni 1859 wurde in dem Hause Rotenburger Straße 7 dem Ehepaar Engelhardt und Ida Kellner geb. Herber eine Tochter geboren, aus der Melsungens bisher einzige Dichterin und Schriftstellerin von Rang werden sollte. Nach ihrer Großmutter Therese Deichmüller, die schon kleine Gelegenheitsgedichte verfaßt hatte, erhielt die Tochter den Namen Therese, von ihr hatte sie aber auch die dichterische Begabung geerbt. Als sie mit ihrer Dichtkunst begann, nahm sie den Namen M. Herbert an, als Pseudonym in Erinnerung an den Bruder ihrer Mutter, der damals nach seiner Auswanderung in die USA als Colonel Julius Herbert in der amerikanischen Armee diente. Einige Jahre später zog die Familie auf die vom Vater angekaufte Rosenhöhe am Ausgang von Melsungen nach Röhrenfurth in ein eigenes Anwesen, das mit schönen Gartenanlagen versehen war und auf diese Weise die Vorliebe der Dichterin für Blumen in späterer Zeit erklärt.

Neben ihrer Naturverbundenheit fühlte sich Therese zu Sagen und Märchen hingezogen; für Ludwig Uhlands Balladen „Das Schloß im Meer" und „Des Sängers Fluch" schwärmte sie besonders. Ihre Erstlingsverse - sie schrieb schon mit 14 Jahren ihr erstes Gedicht über die Sonne - sammelte sie in einem roten Heft und versteckte sie in einer Felsspalte im elterlichen Garten. Ab 1882 verfaßte die Dichterin etwa 70 Novellen und zahlreiche Gedichte, ohne mit ihnen sofort an die Öffentlichkeit zu treten. Die erste Novelle, betitelt „Miß Edda Brown", wurde in der Kölnischen Volkszeitung abgedruckt. Mit dem Roman „Das Kind seines Herzens" wurde sie in der deutschen Literatur bekannt. Stadt und Bevölkerung Melsungens wurden zum Gegenstand von drei Romanen, mit den Titeln „Die Wenderoths", „Die Idealisten" und „Die Bartenwetzer". Nach dem Besuch der Stadtschule in Melsungen war Therese Zögling der Ursulinen in Fritzlar; ein wissenschaftliches Sprachstudium in Kassel schloß sie mit dem Sprachlehrerinnenexamen ab, ohne jedoch den Beruf auszuüben. 1888 lernte sie den Literaturkritiker, Buchhändler und Schriftsteller Heinrich Keiter kennen, den sie 1888 in Paderborn heiratete. Das junge Ehepaar zog nach Regensburg, wo ihr Mann als Verlagsleiter und

 

 

 

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