49

Letzte Trachtenträgerinnen trafen sich im

Frankenberger Heimatmuseum

Frankenberg. „Wenn früher eine Trachtenträgerin ihre Kleidungsstücke für den Tag auswählte, brauchte sie nicht lange zu überlegen: für jeden Anlaß gab es eine genau festgelegte Kleiderordnung," hat Brunhilde Miehe, Ethnologin aus Kirchheim bei Bad Hersfeld, festgestellt. Sie demonstrierte im Frankenberger Heimatmuseum, wie sehr das Leben in bäuerlicher Tracht festen Normen unterworfen war, auf die kurzlebige Modetrends keine Auswirkung hatten. In den Kleidergepflogenheiten spiegelten sich Freude und Trauer, Besitz und sozialer Status wider.

Wie sich aus der bäuerlichen Kleidung, die vor rund 200 Jahren noch eine vorgeschriebene Standeskleidung (Bauern-, „Buurschtracht") gewesen sei, die später sogenannte „Tracht" in Hessen entwickelte, beschrieb die Volkskundlerin bei einem Vortrag, zu dem der ZV Frankenberg im Verein für hessische Geschichte und Landeskunde und der Verein Kreis-Heimatmuseum in die ehemalige Klosterkapelle von St. Georgenberg eingeladen hatten. Mit Hilfe zahlreicher Lichtbilder ließ Brunhilde Miehe die frühere Trachtenvielfalt zwischen Vogelsberg, Hinterland und Schwalm sichtbar werden, die nach ihrer Einschätzung einmalig in Deutschland sei. Besonders ausführlich ging die Forscherin auf die Trachten des Frankenberger Raumes ein.

Zuvor waren die Gäste der Veranstaltung zu einem Rundgang durch das Frankenberger Heimatmuseum eingeladen, wo die Expertin für Trachtenkunde in den Vitrinen anerkennend eine der in Hessen größten Sammlung von „Stülpchen", bunt verzierter Häubchen auf dem Haarknoten der Frauen, erläutern konnte. Museumsleiter Heinz Müller hatte für den Nachmittag zusätzliche Kleidungsstücke und Bilder aus dem „Hessischen Trachtenbuch" von Ferdinand Justi (1837-1907) in die Ausstellung mitgebracht.

Inzwischen gibt es in der einst reichen hessischen „Trachtenlandschaft" nur noch ganz wenige Frauen, die diese bäuerliche Kleidung im Alltag verwenden. Einige der letzten authentischen Trachtenträgerinnen aus dem Frankenberger Land, denen Frau Miehe auch eigene Kapitel in ih- [ihren]