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BERICHTE

 

 

„DAS HEIßT AUF GUT DEUTSCH ..."

 

Den ältesten quellenmäßigen Nachweis für die adjektivische Verwendung des Wortes „deutsch", hier in der althochdeutschen Form „thiutisce" mit noch lateinischer Endung, enthält die Kasseler Handschrift 2° Ms. philol. 15 b. Das Wort „thiutisce" findet sich als Glosse in einer Handschrift der „Institutiones grammaticae" des Priscianus. Glossen sind Übersetzungen oder Erklärungen eines fremden oder ungebräuchlichen Wortes. Glossen tauchen in mittelalterlichen Handschriften entweder zwischen den Zeilen eines Textes auf, dann werden sie Interlinear-Glossen genannt, oder sie erscheinen als Marginal-Glossen am Rand der Seite. Z.T. sind die Glossen mit Tinte geschrieben, z.T. sind sie auch nur mit einem Griffel in das weiche Pergament eingekratzt. Die volkssprachigen Glossen gehören zu den ältesten Schriftzeugnissen der jeweiligen Nationalsprache und sind für Sprachwissenschaftler zur Erstellung der Wörterbücher der frühen Nationalsprachen besonders wichtig.

 

In dieser Handschrift der Kasseler Handschriftensammlung, die reich an Glossenhandschriften des 6. bis 10. Jahrhunderts ist, hatte wohl ein Mönch - wer sonst ? - das Wort „galeola [helmartig vertieftes Geschirr]" im Buch 6 (Nr. 78) der „Institutiones grammaticae" nicht verstanden, einen Mitbruder nach der Bedeutung gefragt und dann mit spitzer Feder die Interlinear-Glosse thiutisce [=] gellit eingetragen, „gellit" ist das althochdeutsche Wort für „Schale, Napf. Der Handschriftenkundler Prof. Dr. Bernhard Bischoff (†), der schon vor vielen Jahren diese Glosse entdeckte, datierte später die Handschrift als „9. Jahrhundert, ca. 2. Viertel". Die Glosse ist gleichzeitig. Das Kloster, in dem dieser Priscian-Text geschrieben worden ist, läßt sich zur Zeit noch nicht mit Sicherheit feststellen. Die Bestimmung der Schriftheimat als „deutsch-insulares Gebiet" vermag die Entstehung nur auf das Gebiet zu begrenzen, in dem sich zu diesem Zeit- [Zeitpunkt]

 

 

 

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