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bewohnte er die Villa Kinsky im Prager Vorort Smichow oder das 50 km westlich von Prag gelegene, von den Grafen von Würben (Wrbna) errichtete barocke Schloß Horzowitz (heute renoviert und teilweise als Museum genutzt). Im dortigen Park steht noch heute eine 1890 eingeweihte Marmorstatue des Kurfürsten von dem Bildhauer Heinrich Natter.

Noch in Hanau ernannte Friedrich Wilhelm den jungen Ministerialrat Adolf Schimmelpfeng zu seinem Kabinettsrat und nahm ihn nach Prag mit. Diesem gelang es, aus der Registratur des Geheimen Kabinetts in Kassel die Akten der Regierungszeit Friedrich Wilhelms (1831-1866) zunächst nach Hanau und 1867 nach Prag zu bringen, wo sie als Quellenfundus für zahlreiche Denk- und Streitschriften im Dienste des exilierten Kurfürsten dienten. Neben ihm war der Kabinettsregistrator Karl Heyer für den Transport und die Betreuung der Akten zuständig. 1875 wurden die Akten aus der Waldsteingasse nach Smichow und später nach Horzowitz gebracht. 1877 stellte man Fehlbestände fest, und eine gerichtliche Untersuchung ergab, daß einige Stücke sich bei einem Metzger, andere bei einem Kaufmann in Prag befanden. Nach Rück- und Zusammenführung der Akten wurden sie von Heyer in den Jahren 1877- 1879 geordnet 1 .

Inzwischen hatte Preußen sämtliche kurfürstlichen Besitzungen und Einkünfte in Hessen durch Gesetz vom 15. Februar 1869 beschlagnahmt, vorgeblich wegen preußenfeindlicher Machenschaften des exilierten Kurfürsten, der bis zu seinem Tode am 6. Januar 1875 nicht auf seine Thronansprüche verzichtete. Nach seinem Tode übergab Preußen die beschlagnahmten Besitzungen teilweise an die Agnaten, nachdem diese zugunsten Preußens auf die Thronfolgeansprüche verzichtet hatten: Landgraf Friedrich Wilhelm von Hessen-Rumpenheim, Nachkomme eines Bruders Kurfürst Wilhelms l. (er erhielt Philippsruhe, das Stadtschloß Fulda, das Fasanerieschloß Adolphseck und jährlich etwa 600.000 Mark Einkünfte), Landgraf Ernst von Hessen-Philippsthal, Nachkomme eines Bruders des Landgrafen Carl (er bekam das Stadtschloß Hanau, das Schlößchen Schönfeld und etwa 300.000 Mark Einkünfte) und Prinz Wilhelm von Hessen-Philippsthal-Barchfeld (er bekam das Stadtschloß in Rotenburg und den Eckpavillon des Bellevueschlosses in Kassel).

 

 

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