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AUS DEN ZWEIGVEREINEN

 

ZV Bad Hersfeld: Das Stadtarchiv von Bad Hersfeld

Wer heute das Archiv der Stadt Bad Hersfeld im Keller des Kämmereigebäudes neben dem alten Rathaus aufsucht, wird im ersten Augenblick entsetzt sein über den Anblick, der sich ihm dort nach dem Öffnen der eisernen Eingangstür bietet: ein heilloses Durcheinander, so scheint es. Überall sieht er zwischen den altertümlichen Holzregalen Kästen und Kartons auf dem Fußboden herumstehen und Berge von dicken Aktenbänden an den freien Wandflächen des Raumes aufgeschichtet. Dringt er weiter vor, so entdeckt er vor einem Kellerfenster einen alten Tisch und zwei Stühle, von denen einer auf den Sperrmüll gehört. Tisch und Stuhl waren ehemals der Arbeitsplatz für unsere Stadtarchivarin, Frau Dr. Ziegler, die fast 50 Jahre Woche für Woche an zwei Nachmittagen hier gewirkt hat. Ihre Verdienste um das Archiv und die Stadtgeschichte sind unbestritten. Man denke nur an ihre Dissertation "Das Territorium der Reichsabtei Hersfeld von seinen Anfängen bis 1921", ein Werk von grundlegender Bedeutung. Seit das Archiv vor etwa 60 Jahren in diesen Keller einzog, betreute Frau Dr. Ziegler die hier aufbewahrten Archivalien mit aller Sorgfalt, konnte aber nicht verhindern, daß der Fortschritt von einst heute hoffnungslos veraltet ist und der zur Verfügung stehende kleine Raum längst mit Akten aller Art und anderen städtischen Unterlagen vollgestopft wurde. Ein Neubau ist geboten und soll nach dem Willen der städtischen Gremien demnächst begonnen werden. Mit dem Tode von Frau Dr. Ziegler im Jahre 1988 übernahm ich endgültig ihre Arbeit im Stadtarchiv, die ich vorher schon in ihrer Vertretung einige Jahre lang ausgeübt hatte.

 

Der Bestand an Hersfelder Archivalien ist ganz beachtlich. Über 700 Urkunden gehören dazu, die älteste von 1307. Dann gibt es aus der Zeit des Kampfes zwischen der Stadt und dem Stift Hersfeld Kopialbücher, die wichtige Urkundenabschriften enthalten, um mit ihrer Hilfe strittige Rechtsfragen zu entscheiden. Am 31.12.1563 alter Zählung beschloß der Hersfelder Stadtrat, ein Gedenkbuch anzulegen, in das künftig alle bedeutenden Beschlüsse des Rates eingetragen werden sollten, das sogenannte rote Buch, dem im 17. Jahrhundert noch ein weißes und ein grünes folgten. Sind diese Sammelbände auch nur lückenhaft geführt worden, so stellen sie doch eine wesentliche Quelle für die Stadtgeschichte des 16. und 17. Jahrhunderts dar.

 

Aufschlüsse über die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse Hersfelds in alter Zeit vermitteln u. a. die zahlreich vorhandenen Stadtrechnungsbücher, deren ältestes das Datum 1558 trägt. Parallel zu den Kämmereirechnungen blieben auch viele Rechnungsbücher der verschiedenen Wohltätigkeitsanstalten der Stadt erhalten, vor allem des uralten Hospitals (1238/39 gegründet) und des ehemaligen Siechenhauses für Schwerkranke. Neben diesen großen und in sich geschlossenen Abteilungen verfügt das Archiv

 

 

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